16. Oktober 1970: Der Termin ist nicht einzuhalten

16.10.2020, 07:28 Uhr
16. Oktober 1970: Der Termin ist nicht einzuhalten

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Die optimistischen Prognosen der Stadt, die von einem Termin im Februar 1972 sprachen, können damit nicht eingehalten werden. Dies gab gestern Oberbürgermeister Dr. Andreas Urschlechter im Anschluß an eine nichtöffentliche Stadtratssitzung bekannt.

Wirtschaftsreferent Dr. Wilhelm Doni erläuterte in einer Pressekonferenz, warum die Termine nicht eingehalten werden können. Er sagte, daß die ursprüngliche Planung zwar realistisch gewesen sei. In der gegenwärtigen Phase der Detail-Planung stellte sich heraus, daß sich die Stadt in Millionenbeträgen festlegen müsse, ohne daß die Verhandlungen mit dem Freistaat Bayern um Zuschüsse zu einem erkennbaren Ergebnis geführt haben.

Wirkung im Großraum

Der Freistaat Bayern sei vor allem deswegen um Hilfe aufgerufen worden, weil das neue Nürnberger Messegelände seine Wirkung vor allem in der Region des Großraums und auch weit darüber hinaus haben werde.

Am 27. Oktober dieses Jahres verhandelt die Stadt Nürnberg mit dem Finanz- und Wirtschaftsministerium des Freistaats Bayern, wobei Klarheit über die Zuschüsse des Landes geschaffen werden soll. Oberbürgermeister Dr. Urschlechter und sein Referentenkollegium sind zu der Auffassung gekommen, daß es keinen Sinn hat, zu planen, ohne genau über die Beteiligung des Staates am Nürnberger Messegelände Bescheid zu wissen. Die Stadt Nürnberg strebt an, daß der Staat das Gelände in Langwasser zur Verfügung stellt.

Der Oberbürgermeister gab bekannt, daß er bereits im August dieses Jahres ein in dieser Hinsicht positives Gespräch mit Ministerpräsident Dr. Alfons Goppel geführt habe. Gleichzeitig will man erreichen, daß sich der Freistaat finanziell im gleichen Maße am Bau des Nürnberger Messegeländes beteiligt, wie er dies in München bereits vorexerziert hat.

Kosten in den Griff bekommen

Dr. Doni betonte gestern mehrere Male ausdrücklich, daß von der Grundkonzeption des neuen Messegeländes in Nürnberg keineswegs abgegangen werde. Man müsse jedoch die Kosten für den Bau so in den Griff bekommen, daß sie auch realisiert werden können. Dies sei der Grund für die Verschiebung des Termins. Schließlich wolle man in Nürnberg vermeiden, daß ähnliche wie in Düsseldorf, am Ende der Voranschlag um hunderte von Millionen DM überzogen werde.

Baureferent Otto-Peter Görl erklärte, daß nach dem Kostenindex vom August 1970 der erste Bauabschnitt des Messegeländes 129,5 Millionen DM kosten wird. Parallel mit den Verhandlungen mit dem Freistaat Bayern müsse aber nun die Kostensituation ständig neu überdacht werden.

Trotz der Terminverschiebung blickt die Stadt immer noch optimistisch in die Zukunft und will mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln versuchen, die große Internationale Spielwarenmesse den Nürnbergern zu erhalten. Dazu Oberbürgermeister Dr. Andreas Urschlechter: „Ich weiß mit absoluter Sicherheit, daß sich der Freistaat Bayern an unserem neuen Messegelände beteiligen wird. Die Höhe der Beteiligung muß ausgehandelt werden, ich bin aber sicher, daß man uns keinesfalls mit einem Almosen abspeisen wird.“

Bis zum Jahr 1974 wird sich die Stadt bemühen, die Messe auf dem alten Gelände so attraktiv wie möglich zu gestalten. Das Ersatzgelände im Stadtpark wird weiter vergrößert, der Parkraum bereitet jedoch erhebliche Schwierigkeiten, Wirtschaftsreferent Dr. Doni betonte, daß die Messezeit in die vegetationslose Jahreszeit fällt und daß eventuelle Zerstörungen bis zum Sommer wieder in Ordnung gebracht werden.

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