17. Juni 1968: Die Herren mit Hummern am Halse
17.6.2018, 07:00 UhrDie Mitglieder der „Chuchi Nürnberg“ in der Bruderschaft Marmitz schwingen daher gegenwärtig die Maurerkelle ebenso freudig wie den Kochlöffel, um ihr neues Heim nicht minder gut gelingen zu lassen als eine köstliche Speise.
Damit die Jünger Lukulls ob solch strapazenreichen Tuns nicht vom Fleische fallen, wurden sie dieser Tage von ihren Fürther Freunden gelabt und gestärkt. Maultaschensuppe von eigener Hand, Schinken im Brotteig mit Spargel und verschiedenen Salaten, frische Erdbeeren („Nachspeise Försterchristl“) tischten die Männer mit dem Kleeblatt auf der turmhohen, weißen Mütze ihren Nürnberger Freunden im Faberhof Churpfalz am Straßweiher auf. Die Gäste mit ihrem Chef de Chuchi Horst Schreiber an der Spitze revanchierten sich mit Lobeshymnen auf die edle, schier unvergleichliche Kochkunst.
„Während der Bildhauer aus Stein, der Maler mit Farben, der Dichter mit Worten, der Musiker mit Tönen ihre ewigen Werke schaffen, stehen uns der Werkstoffe unzählige zur Verfügung. Und jedes Essen ist wahrlich eine herrliche Symphonie von Nähr- und Grundstoffen“, schwärmte Horst Schreiber, seines Zeichen Verkaufsleiter und wie seine übrigen Freunde in Berufen wie Architekt, Kaufmann (Groß- und Einzelhandel), Spediteur und Abteilungsleiter über das „Abschalten“ vom Alltag am Topf heilfroh.
Und wie sie alle ihre Kunst betreiben: „Wir waschen, spülen, wässern, schälen, häuten, schaben, reiben, schneiden, rüsten, hacken, raffeln, rupfen, schuppen, enthülsen, entkernen, passieren, pürieren, beineln aus, ziehen ab, drehen durch den Wolf, salzen, pfeffern, würzen, beträufeln, überschütten, bestreuen, übergießen, bepudern, spritzen, bestreichen, dünsten, sengen, braten, dämpfen, kochen, grillieren, backen, rösten, braisieren, schwellen, sieden, füllen, spießen, nähen, schmoren, formen, pressen, verzieren, garnieren, karamellieren, stecken in Brand, löschen – und lassen schließlich auch noch unser Werk ziehen!“
Allein diese Wörtersammlung von Horst Schreiber läßt erkennen, daß die kochenden Männer zwar eine kleine (10 Mitglieder in Nürnberg), aber originelle Gemeinschaft sind. Und weil Kochen ihr Hobby ist, braucht jeder Anwärter auf den Hummer am Halse (Zeichen seiner Kunst) eine Bestätigung seiner Mutter, Frau, Braut oder Freundin, in der geschrieben steht, daß er daheim nicht kochen muß. So streng sind die Bräuche dieser humorvollen Herrn.
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