18. Dezember 1961: Mit bunten Mützen zum traditionellen Thomas-Bummel

18.12.2011, 07:00 Uhr
18. Dezember 1961: Mit bunten Mützen zum traditionellen Thomas-Bummel

© Ulrich, Slevogt

Zum erstenmal bewunderten nur die sonntäglichen Spaziergänger den farbenprächtigen Umzug, da in diesem Jahr das Ladenschlußgesetz den vorweihnachtlichen Sonntagseinkäufen ein Garaus gemacht hat und das sonst gewohnte Gedränge in den Straßen auf die Samstage „vorverschoben“ wurde.

Pünktlich kamen die Burschen, Füchse und Philister zu ihrem großen Zug in der Königstraße zusammen und oft genug wurden die Mützen gelüftet, wenn gegenüber bekannte Kommilitonen auftauchten. Schon wenig später zeugten die Fahnen an vielen Lokalen, daß dieser Tag ganz im Zeichen der farbentragenden Verbindungen stand; denn nach dem Umzug fand man sich zur Thomaskneipe zusammen.

Viele Verbindungen hatten den Sonntag schon mit einem Frühschoppen oder in einer Kneipe eingeleitet, andere waren schon am Vorabend zu einem Festkommers zusammengekommen. Das studentische „Männleinlaufen“ ist in Nürnberg schon seit Jahrhunderten bekannt, doch wie dieser Brauch entstand, hat die Geschichte für sich behalten. Schon 1527 wird der Thomastag erstmals in einem Ratsbuch erwähnt, da aber die reichsstädtische Universität in Altdorf erst 1632 eingeweiht wurde, werden wohl die Altdorfer Studenten zu diesem Tag nach Nürnberg gekommen sein, wie später – als die Altdorfer Universität aufgelöst war – die Erlanger, Münchner und Würzburger Studiker kamen.

Besonders nach dem Dreißigjährigen Krieg soll es dabei recht rauh in der Stadt zugegangen sein, doch die zahlreichen Mandate des Rates gegen die „ausschweifenden Studenten“ waren ohne Erfolg geblieben. Längst vergessen ist aber auch der Brauch der heiratslustigen Mädchen, die am Thomastag den Strohsack in ihrer Bettstatt zur Seite rückten und – mit dem linken Fuß auf dem Bettbrett – beteten: „Bettbrölt, ih tret' dih, Heili'er Thomas, ih bet' dih, lauß mer erscheina, den Allerlöist'n meina!“ Heute dagegen dient der Thomastag sogar schon besonderen Ereignissen im studentischen Leben.

So wurde am Wochenende das Richtfest für ein neues Nürnberger Studentenwohnheim begangen, das in der Tetzelgasse – an der Stelle des früheren Römerturmes – entsteht. Zusammen mit der Landsmannschaft „Hansea“ zeichnet der Verein Studentwohnheim Nürnberg für den Neubau verantwortlich, für den Dipl.-Ing. Architekt Horst Fink die Pläne entworfen hat. Das Heim mit 32 Einzelzimmern soll, wie Dr. Hans Wunder, der 1. Vorsitzende des Vereins, erklärte, in etwa fünf Monaten fertig sein.

Beim traditionellen Thomasturnier des Akademischen Turnbundes im Hallenhandball holte sich am Samstag die Mannschaft des TSV 1846 – der Gastgeber der Veranstaltung – zum zweitenmal den Wanderpokal, während sich die Nürnberger Realgymnasiasten vor einer Schulmannschaft aus Scheinfeld den zweiten Platz sicherten. An dem Turnier hatten sich außer mittelfränkischen Schulmannschaften und dem TSV 1845 fünf Verbindungsmannschaften aus Darmstadt, Tübingen, München und Erlangen-Nürnberg beteiligt.

Aus den Nürnberger Nachrichten vom 18. Dezember 1961

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