18. Januar 1967: Zwischen Schmelzofen und Presse

18.1.2017, 07:00 Uhr
18. Januar 1967: Zwischen Schmelzofen und Presse

© Kammler

Auf Einladung der Kabel- und Metallwerke Gutehoffnungshütte Aktiengesellschaft, Werk Nürnberg (vormals Neumeyer AG) besichtigten die Stadtväter das riesige Werksgelände mit den weiten Hallen, in denen Kupfer und Messing sowie Kunststoff die beherrschenden Elemente sind. Die Wünsche des Betriebes, die vor allem für den Arbeitsmarkt von Bedeutung sind, brachten ihnen das Vorstandsmitglied für Nürnberg, Dr. Alexander Meyer, und der Betriebsratsvorsitzende Georg Schiller nahe.

Das wichtigste Merkmal dabei: gute Facharbeiter sind nach wie vor gefragt. Entscheidend für das Unternehmen ist jedoch, dass die Stadt günstigere Verkehrswege dorthin schafft.

18. Januar 1967: Zwischen Schmelzofen und Presse

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Erleichtert hörte der Ältestenrat, dass sich in der Produktion, insbesondere für die Beschäftigten auch unter dem neuen Namen nichts ändern wird. Dr. Meyer wies vielmehr darauf hin, dass das Werk die Frage beschäftige: Wie bekommen wir am Ort Fachkräfte? Das Vorstandsmitglied führte aus, dass viele Verlagerungsbetriebe außerhalb von Nürnberg nur wegen Personalschwierigkeiten entstanden seien.

"Unsere Firma leidet seit Jahren unter der ungünstigen Verkehrslage. Die nächste Straßenbahnhaltestelle ist 15 Minuten entfernt“, sagte er und nannte Zahlen, die die Stadträte aufmerksam hörten: das Werk zahlt jährlich zwei Millionen Mark Abgaben an die Stadt und 2,5 Millionen Mark für elektrische Energie an die EWAG. Unvorteilhaft sei auch, dass eine Straße das Gelände durchschneidet. Dazu erklärte Baureferent Stadtrat Heinz Schmeißner, dass man schon lange an einen aufgeständeten Verkehrsweg denke. "Aber uns fehlten bisher die Mittel dafür."

Dr. Meyer schnitt auch die Frage der Wohnraumbeschaffung an. "Durch den Bau einer Siedlung mit 188 Wohnungen auf dem werkseigenen Gelände wollen wir für die Arbeiter einen besonderen Anreiz schaffen", erklärte er. Konkrete Pläne, für die sich besonders der Wirtschaftsreferent der Stadt, Professor Dr. Johann Sebastian Geer, interessierte, sind bereits vorhanden. Allerdings müsse noch die Frage geklärt werden, wie man an soziale Mittel herankomme.

Oberbürgermeister Dr. Urschlechter redete dieser Idee ebenfalls das Wort und stellte fest, dass in einer Industriestadt der Wohnungsbau für die Industrie besonders gefördert werden müsse. "Denn das Leben unserer Bürgerschaft hängt eng mit dem Arbeitsplatz zusammen." Er unterstrich die grundsätzliche Bereitschaft der Stadt, alle diese Probleme gemeinsam zu lösen.

Anschließend machten sich die Stadträte auf einen mehrstündigen Weg durch das Werksgelände, der sie zu Schmelzöfen, Drahtziehmaschinen, mächtigen Preßhämmern und in die Halle, in der mit Kunststoff gearbeitet wird, führte. Sie erhielten dabei eine eigene Anschauung darüber, wie sich ein Teil der Bürger sein tägliches Brot verdient.

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