2. August 1969: Künftig keine Ausrede mehr

K. E.

2.8.2019, 07:00 Uhr
2. August 1969: Künftig keine Ausrede mehr

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Sprach‘s, packte selbst einen ausrangierten Sessel, den Heinrich Dorn, der Leiter des städtischen Reinigungs- und Fuhramtes, zu Demonstrationszwecken herbeigeschafft hatte, und schmiß das alte Möbel mit Schwung in eine der großen Tonnen. von denen jede 5,5 Kubikmeter Unrat zu fassen vermag.

„Die Kehrseite des Wohlstandes ist der Müll. Man kann sich noch so viele Mühe geben, man kann noch so viel Geld ausgeben, um das Stadtbild sauber halten zu wollen: alles ist vergebens, weil die Leute ihre unbrauchbar gewordenen Sachen irgendwo deponieren. Jammern hat keinen Sinn, deshalb machen wir das Angebot, den Abfall auf saubere Art loszuwerden“, erläuterte Dr. Wilhelm Doni seinen jüngsten Einfall.

Nach dem Motto: „Jetzt werden die Nürnberger ihren Dreck los!“ stehen die beiden Behälter jeweils von 17 Uhr abends bis 7 Uhr in der Frühe bereit, damit jedermann kostenlos alles hinbringen kann, was brennt. „Ob auch einmal zwei Sektflaschen darunter sind, spielt keine Rolle. Das schafft die Verbrennungsanlage mit“, räumte Dr. Doni großzügig ein, der im übrigen noch einige andere bevorstehende Neuerungen preisgab.

Zu den Tonnen können ab 1970 auch Gartenabfälle gebracht werden. Außerdem soll in der neuen Gebührensatzung für die Müllverbrennungsanlage den Bürgern die Möglichkeit eingeräumt werden, werktäglich von 8.15 bis 12 Uhr und von 12.30 bis 17 Uhr, an den Samstagen von 7.30 bis 11.30 Uhr kleine Mengen Müll auf dem Pferdemarkt abzuliefern, ohne gleich zur Kasse gebeten zu werden.

Allerdings kündigte Dr. Doni bei dieser Gelegenheit an, die Polizei werde künftig darauf achten, daß der Platz rings um die Behälter sauber bleibt. Damit es nicht so geht wie mit dem alten Kanalbett, das erst in jüngster Zeit von der Stadt für 10.000 Mark gereinigt worden ist und heute schon wieder aussieht, als hätten dort Wochen lang Schweine gehaust.

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