2. Oktober 1969: Unter Beton begraben
2.10.2019, 07:23 UhrWie durch ein Wunder kamen alle Beteiligten mit geringfügigen Verletzungen davon und mußten sich nur einer ambulanten Behandlung im Krankenhaus unterziehen. Der bei dem Unglück entstandene Sachschaden beläuft sich nach ersten Schätzungen auf 30.000 bis 50.000 DM.
Den ganzen Vormittag über war eine 16köpfige Arbeitergruppe damit beschäf-tigt, ein zehn mal zehn Meter messendes Vordach vor einem der Eingänge einzuschalen und zu betonieren. Nach der Mittagspause wurde die begonnene Arbeit fortgesetzt.
Gegen 14.30 Uhr begann plötzlich das Dach, auf dem zu dieser Zeit glücklicherweise nur sieben Arbeiter und der Polier standen, nachzugeben. Sie alle wurden mit etwa 12 bis 15 Tonnen frischen Betons fast fünf Meter in die Tiefe gerissen. Herbert L. ein Mitglied der Arbeitsgruppe, stand gerade unterhalb des Vordaches, als es herabstürzte. Nur einem geistesgegenwärtigen Sprung zur Seite verdankte er es, daß er nicht unter den Trümmern begraben wurde. Noch während der Alarmruf an Feuerwehr und Rotes Kreuz hinausging, machten sich bereits andere Arbeiter daran, ihre Kollegen, die zum Teil verschüttet waren, zu befreien. Als die Feuerwehr eintraf, waren die acht Verletzten inzwischen geborgen, die sofort ins Städtische Krankenhaus gebracht wurden.
Erlösende Parole
Die für den Bau des Daches eingeteilte Arbeitergruppe wurde zusammengerufen, um auf diese Weise festzustellen, ob noch weitere Personen unter den Trümmern liegen. Es fehlte niemand. Da tauchte plötzlich das Gerücht auf, daß möglicherweise ein Zimmermann unter dem Beton liegt. Ein Wettlauf mit der Zeit und gegen den langsam erstarrenden Betonbrei begann.
25 Angehörige der Feuerwache Ost, unterstützt von Arbeitern, begannen mit den Aufräumungsarbeiten, ständig in der Gefahr, von nachstürzenden Balken getroffen zu werden. Mit Schaufeln wurde der Betonbrei weggeschippt, während sich andere Feuerwehrleute mit Schweißbrennern durch das Gewirr von Drahtgittern kämpften. Mit Motorsägen wurden Holzbalken zertrennt – vorsichtig, denn noch immer mußte man damit rechnen, daß noch Verletzte unter den Trümmern liegen.
Erst gegen 17 Uhr ging die erlösende Parole durch die Reihen der schwitzenden Rettungsmannschaften: mit großer Wahrscheinlichkeit ist niemand mehr begraben. Trotzdem ging man weiter mit aller Behutsamkeit vor, bis nach Einbruch der Dunkelheit mit Sicherheit feststand: keine weiteren Verschütteten!
Über die Ursache des Unglücks schweigen sich bisher die Verantwortlichen noch aus. Die Kriminalpolizei hat inzwischen ihre Ermittlungen aufgenommen, um die Ursache zu klären.
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