20. Oktober 1968: Griesgrämige Kamele
20.10.2018, 07:00 UhrViele Tiergartenfreunde scheuen auch bei Wind und Wetter einen Besuch im Zoo nicht, der von 8 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit geöffnet ist. Sie wissen, daß sie sich in angenehm geheizten Hallen und Häusern aufwärmen können, wenn es ihnen im Freien zu kalt wird.
Wer ein wachsames Auge hat, der kann selbst in dieser garstigen Jahreszeit – „Soviel Regen wie heuer habe ich seit zwei Jahrzehnten nicht erlebt“, klagt Tiergartendirektor Dr. Seitz – am Schmausenbuck vieles entdecken. Die Raubtiere beispielsweise sind auch jetzt noch in den Freigehegen zu sehen. Aus einer Felsennische heraus beäugen sie neugierig die vom Himmel fallenden Wassermassen. Die Gorillas und Orangs sind zwar schon im Haus untergebracht, aber ab und zu lassen sie sich doch einen Regenguß aufs Fell brausen.
Dagegen sind die Tiere aus trockenen, kalten Landstrichen wie Kamele und Dromedare in den letzten Wochen doch recht griesgrämig geworden. „Denen paßt der Regen überhaupt nicht“, klagt Dr. Seitz. Daß sie deswegen aber wild werden wie der Elefant im Münchner Tierpark Hellabrunn, ist nicht zu befürchten.
Eifrig gebaut wird noch an der Freianlage der Rhesusaffen. Hier ist der Wassergraben undicht geworden. Während die Affen in einem Behelfskäfig herumtollen, dichten städtische Arbeiter den Graben mit einer neuartigen Plastikfolie ab. Neu ist auch eine VoIière mit einem angebauten, beheizbaren Innenraum für die Waldrappen. Diese Ibisart mit ihrem gebogenen roten Schnabel, roten Ständern und schwarz-grünem Gefieder nistete und brütete zu Albrecht Dürers Zeiten vor allem in Österreich, der Schweiz und in Bayern – hier vor allem bei Kloster Weltenburg.
Als die Feinschmecker darauf kamen, daß die Jungvögel recht schmackhaft sind, waren diese Verwandten der Reiher in Mitteleuropa ausgerottet. Im Tiergarten gibt es jetzt immerhin schon wieder zehn Exemplare. Im nächsten Jahr soll die Nachzucht beginnen. Auf diesem Gebiet hatte der Nürnberger Zoo schon Erfolg bei den Schwarzstörchen, die heuer zum ersten Mal gebrütet und zwei Jungen großgezogen haben. Auch sie haben in der VoIière, die zum Teil mit Kunstglas abgedeckt ist, eine neue Heimat gefunden.
Damit die Tiere prächtig gedeihen und keinen Hunger leiden müssen, wurde auch der Wirtschaftshof renoviert. Jedenfalls gehören die Zeiten, in denen in den Kellern – sie wurden neu isoliert und betoniert – Äpfel und anderes Futtermittel herumschwammen, der Vergangenheit an.
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