21. Februar 1971: Langes Straßenkleid nur bis April?

27.2.2021, 07:00 Uhr
21. Februar 1971: Langes Straßenkleid nur bis April?

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Wie lautet ihre Prognose für den Sommer? Wird der letzte Schrei ,Hot Pants‘ genannt – auch in den Geschäften der Stadt zu haben sein? Und – werden sich die modebewußten Damen an die Spielregeln halten und kaufen, was als chic gilt?

Fischer & Co.: „Am meisten spricht man über das, was am wenigsten gekauft wird. Unter unserer neuen Kollektion ist allerdings auch der Gag der französischen Modeschauen: die Shorts oder „Hot Pants“. Diese Mode ist durchaus nicht neu: in Amerika sind die Frauen schon vor drei Jahren damit herumgelaufen, mit Lockenwicklern…

Was die normale modische Länge betrifft, so wird sie länger als im vorigen Sommer sein. Für Kostüme und Sommermäntel knieumspielend und etwas darüber. Die Cocktail- und Abendkleider sowie die Apres-Strandmode ist vorwiegend knöchellang. Ansonsten gibt es Variationsmöglichkeiten in Hülle und Fülle, so daß jeder nach seinem Geschmack wählen kann. Ob die Nürnbergerin modebewußt ist? Eigentlich ja, denn sie hat nach kurzem Zögern in der letzten Saison all das gekauft, was an neuen Längen angeboten wurde. Der Mini ist nicht mehr gegangen.“

Shorts stark disponiert

Studio M-Maybach: „Die Nürnbergerin ist eine der modebewußtesten Frauen überhaupt. Wir haben Shorts sehr stark disponiert, weil ich sie für den Renner der Saison halte, noch bis Größe 42. Im Jeansstil werden ihn die jungen Mädchen auch auf der Straße tragen. Midi und Maxi werden im Sommer ab 5 Uhr getragen. Aber die ganz jungen, rmodebewußten Mädchen werden sich dem Mikromini zuwenden.“

Der Mini ist tot

Wöhrl: „Das Thema mit den (Hot Pants-) Shorts wird zu hochgespielt, aber ich glaube, daß sie auch in Nürnberg gekauft werden. Das heißt nicht als „Berufskleidung“ im Büro oder auf der Straße, aber in Diskotheken und für den internen Hausgebrauch. Prognose für den Sommer? Lang neben ganz kurz, also Mikromini. Die Kleiderlänge ist das große Fragezeichen. Kniebedeckt wird sich aber durchsetzen, denn jede modische Frau hat sich damit abgefunden, daß der Mini tot ist. Man wird lange Kleider vorwiegend abends tragen, wobei verspielte Formen, schöne Drucke und dünnes Material die größte Rolle spielen werden. Die Nürnbergerin ist modebewußt. In der letzten Saison war die Nachfrage nach Maxi und Midi stärker als das Angebot. Nürnbergerinnen stapeln tief

Pariser Schaufenster: „An sich ist die Nürnbergerin modeberußt, allerdings etwas langsamer. Was in München passé ist, taucht dann erst in Nürnberg auf. Die Nürnbergerin, auch die jüngere, bevorzugt Mode, die tiefstapelt, unauffällige Eleganz. Wir führen Shorts, und ich glaube fest daran, daß das durchkommt, auch besticktes Leder. Bei Kleidern ist die Länge individuell verschieden. Typische Strand- und Abendkleider werden lang sein, lange Straßenkleider halten sich bis zum April."

Umfrage: "Mini? Nichts für die Straße"

Werner Büchel, Student: „Die Frau, die sowas trägt, möchte ich gerne mal sehen. In Nürnberg halte ich das für ausgeschlossen. Stellen Sie sich mal eine Vierzigjährige mit 50 cm Schenkelumfang vor!“

Manfred Zanders, Student: „Sieht ja ganz appetitlich aus. Aber nichts für die Straße.“

Klaus Römer, Angestellter: „Sicher, wenn die Frau jung und gut gewachsen ist.“

Helmut Dirla, Redakteur: „Draußen auf der Straße? Sowas Spinnöses habe ich schon lange nicht mehr gesehen.“

Gertrud Gerber, Sekretärin: „Am Strand ja, wie gehabt. Aber sonst? Nein, nicht mit mir“.

Bernadette Granger: „Das ist mir egal, ich bin zu dick. Aber die Frauen in Deutschland werden das niemals tragen, niemals in Nürnberg. Höchstens am Meer.“

Edith Backes, Hausfrau: „Pfui Teufel!“

Katharina Meister, Angestellte: „Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen?“

Bärbel Krämer, Schülerin: „Zu Hause? Warum nicht. Draußen? Da fehlt mir der Mut.“

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