22. April 1969: Bald gibt es 13 Gymnasien

F. H.

22.4.2019, 08:44 Uhr
22. April 1969: Bald gibt es 13 Gymnasien

© Zeitner

Die restlichen beiden Gymnasien entstehen 1970 im Rahmen des Schulzentrums Südwest zwischen Eibach und Gebersdorf an der Herriedener Straße und in vier Jahren in Langwasser.

„Der Zug zum Gymnasium ist größer geworden“, stellt Stadtschuldirektor Dr. Harald Straube fest. Von der Möglichkeit, weiterführende Schulen zu besuchen, machen inzwischen schon 14.000 Jungen und Mädchen Gebrauch.

„Wir werden“, so verspricht der Abteilungsleiter für Gymnasien und Realschulen im städtischen Schul- und Kulturreferat, „an unserem Reformkurs festhalten, um die aufgewühlte pädagogische Landschaft zu verändern“. Künftig sollen nur noch Schulzentren gebaut werden, in denen ein reibungsloser Wechsel von der Volksschule bis zum Gymnasium möglich ist. Ein solcher Schulmittelpunkt wird nicht nur an der Herriedener Straße und in Langwasser, sondern auch im Nordwesten zwischen dem Thoner Weg und der Wetzendorfer Straße entstehen.

Die Reformbestrebungen sollen sich aber nicht nur auf die Gebäude beschränken. Dr. Straube: „Der Unterricht wird differenziert und demokratisiert. Wir werden uns mehr nach der Begabung der Schüler orientieren müssen und Leistungsklassen bilden.“ Um die autoritären Bestrebungen abzubauen, will das Schulreferat einen großen Schritt in Richtung paritätische Mitbestimmung machen. Dr. Straube: „Ein Modell für ein Teamteaching besteht schon. Außerdem ist die Teilnahme der Schüler an Notenkonferenzen und der Lehrplangestaltung unbedingt zu verwirklichen.“

Solche Forderungen, von konservativen Pädagogen kategorisch abgelehnt, sind in der Peter-Vischer-Schule längst verwirklicht. Über dem Durchschnitt stehende Schüler können schon Klassen überspringen. Außerdem halten die Lehrer Leistungskurse in Englisch und Mathematik ab. „Im nächsten Jahr kommt ein Kurs für Rechtschreibung hinzu“, erläutert Direktor Karl Lang. Seine Schule trägt selbst den verschiedensten Interessen der Kinder Rechnung, Lehrgänge in Kunsterziehung, Werken, Hauswirtschaft, Steno, Schreibmaschinen und Fotografie gibt es schon seit langem.

Im nächsten Jahr soll damit begonnen werden, Kinder in der Rhetorik zu schulen. „Dieses Programm werden wir auch auf das Gymnasium übertragen“, meint Direktor Lang. Sowohl in dem naturwissenschaftlichen als auch im neusprachlichen Zweig wird mit Englisch als erste Fremdsprache begonnen. Es folgen Französisch und Latein. Für die zusätzlichen vier Klassen (Anmeldungen sind am Freitag, 25. 4., im Direktoriat möglich) braucht die Peter-Vischer-Schule kaum neue Lehrkräfte. Direktor Lang: „Wir besitzen schon ein integriertes Kollegium, in dem sämtliche Lehrkategorien vertreten sind.“

In Zahlen: ein Volksschullehrer, Fachlehrer für Werkunterricht, Hauswirtschaft, Steno, Schreibmaschinen und Sport, 15 Realschullehrer, 14 Studien- und Oberstudienräte sowie ein Gewerbelehrer und zwei Diplom-Handelslehrer. Damit fällt es der Peter-Vischer-Schule nicht schwer, sich von der Realschule zum Gymnasium zu „mausern“.

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