22. Februar 1970: „Große Schau“ in Nürnbergs Dürerjahr

22.2.2020, 07:00 Uhr
22. Februar 1970: „Große Schau“ in Nürnbergs Dürerjahr

© Contino

Wie das Ein-Millionen-Projekt endgültig aussehen wird, weiß er noch nicht so recht – es wird jedenfalls alles auf diesem Gebiet bisher Dagewesene in den Schatten stellen.

Mit laufenden und stehenden Bildern, mit Licht und Ton aus allen Richtungen will Noricama die vollkommene dramatische Wirkung beim Betrachter und Zuhörer erreichen. Bilder kommen von oben und von der Seite aus Würfeln, sie werden von Spiegeln reflektiert, sie kommen aus versetzbaren Schränken, Bild und Ton verschmelzen zu monumentaler Einheit und haben nur eines im Sinn: dem Besucher ein vollkommenes Bild der Stadt Nürnberg zu allen Zeiten ihrer Existenz zu vermitteln.

Zuerst ist es finster

„Ich weiß schon was ich will“, versicherte der Professor, und Kulturreferent Dr. Hermann Glaser lächelte ihm ermunternd zu. Josef Svoboda gab seine Vorstellungen vom Beginn des Nürnberg-Werkes bekannt und was er da erzählte, klang recht vielversprechend.

Da kommt also der Besucher in den Raum und alles ist finster. Man hört nur das Motorengeräusch eines Hubschraubers. Mal weiter weg und dann auch wieder nah und dann kommen Bilder. Wälder, deutsche Wälder, keine Steckerlaswälder und alle von oben gesehen. Keine Kultur dabei. Vielleicht, so meinte Professor Svoboda, sieht man einmal angedeutet ein Hubschrauberrad – aber was das so recht ist, braucht keiner zu wissen. Auf einmal ist mitten im grünen Wald ein grauer Fleck und der wird dann von der Kamera herangeholt und was steht da, in gotischen Lettern? Nürnberg natürlich.

So geht es weiter mit der Geschichte der Stadt und sie sollen alle vorkommen, die großen Söhne und ihre Werke. Auch Albrecht Dürer, so wurde versichert. Mit der Produktion wird in diesen Tagen begonnen. Alle Winkel der Stadt werden fotografiert und gefilmt, neue Perspektiven sollen entdeckt werden. Man schätzt, daß die Kosten dieses etwa 15 Minuten dauernden Werkes etwa 40 Prozent der Gesamtkosten ausmachen. Projektoren, Verstärker und Maschinen aller Art brauchen in diesen 15 Minuten etwa eine Million Steuerimpulse, wozu es beinahe eines Computers bedarf.

Das totale audiovisuelle Werk wird freilich auch der Gegenwart gebührenden Raum geben und auch in die Zukunft wird gedacht. Was futuristisch beginnt, soll futuristisch enden. Science fiction in der Science fiction.

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