24. Januar 1969: Der, der alles über die Bahn weiß

NN

24.1.2019, 07:00 Uhr
24. Januar 1969: Der, der alles über die Bahn weiß

© Kammler

„Den Scheinwerfer links bitte noch ein wenig mehr nach rechts! – Einstellung! –Achtung! – Aufnahme!“

Ein sechsköpfiges Team des Fernsehens Radio Bremen war eigens nach Nürnberg gekommen, um im einzigen Verkehrsmuseum Deutschlands für eine 75-Minuten-Sendung – „Probleme der Deutschen Bundesbahn – Mit dem Defizit leben“ – in dieser fotogenen Vergangenheit zu kramen. Star der im Endeffekt zwei- bis dreiminütigen Nürnberger Szene war der Berliner Karl Langer aus Mainz. Der 87jährige Regierungsoberinspektor a. D. kam nicht von ungefähr zu dieser Fernseh-Ehre. Aus der Sendung „Alles oder nichts“ dürfte er noch vielen als der Mann, der alles über den „Betriebsdienst bei der Deutschen Bundesbahn“ weiß und damit als Gewinner der Höchstsumme von 8.000 DM in Erinnerung sein.

„Die Eisenbahn war schon von Kindheit an mein Hobby“, entgegnet Karl Langer auf die Frage, wie er zu dieser Allwissenheit gelangen konnte. „1966 besichtigte ich mit einer 7. und 8. Volksschulklasse der amerikanischen Schule den Mainzer Hauptbahnhof. Die Besichtigung fiel so interessant aus, daß ich beschloß, mich ein wenig mehr mit der Praxis zu beschäftigen. Und schließlich sagte ich mir dann: für die ersten 500 DM wird es schon reichen!“

Es reichte aber nicht nur für die ersten 500 DM. Bald waren auch der Tausender, der Zweitausender und der Viertausender in die Tasche geantwortet. „Aber für den Endspurt hieß es jetzt büffeln!“ gesteht der 67jährige. „Ich beschaffte mir Fachliteratur, setzte mich hin und paukte wie ein Student. Na, und so kam ich eben zu den 8.000 DM!“

Der Regierungsoberinspektor stand gestern im Verkehrsmuseum ein letztes Mal vor der Fernsehkamera. Ein Interviewer im Bahnvorsteherkostüm der Jahrhundertwende stellte dem Mann, der alles über die Bundesbahn weiß, die entscheidende, die 1,3-Milliarden-DM-Frage: „Wie wird die Deutsche Bundesbahn ihr Defizit los ...?“

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