28. Juni 1968: Historisches Haus in guter Hut
28.6.2018, 07:00 UhrDie Denkmalspfleger legen größten Wert darauf, das dreigeschossige Wohnge-bäude über die Zeit zu bringen, weil im Krieg alle anderen Laubenganghäuser am Flußufer zerstört worden sind.
Das Anwesen in der Kreuzgasse steckt außerdem voll von historischen Raritäten: an ihm findet sich beispielsweise die älteste Haustür der ganzen Stadt.
Der Besitz eines solchen alten Hauses stellt ein zweifelhaftes Vergnügen dar: so stolz die Eigentümer auf die geschichtsumwitterten Mauern sein dürfen, so sehr können sie in ihnen auch eine Sparkasse besonderer Art erblicken. An der Unteren Kreuzgasse 4 sollte ursprünglich nur die Fassade verputzt werden, da aber meldete sich die Denkmalspflege mit dem Wunsch: "Rettet das Fachwerk!"
Die Besitzer zeigten sich bereit, diese Bitte zu erfüllen, wenn sie dafür auch tief in die Tasche greifen müssen, weil es nun statt des einfachen Verputzens nötig ist, das Holz des Fachwerks zu bearbeiten, ehe die Fassade wieder gerichtet werden kann. Der Spaß kostet an die 30.000 Mark, für die sie einen Zuschuß des Amtes für Denkmalspflege erwarten dürfen, der nach den bisherigen Erfahrungen bei 20 bis 25 v. H. der Baukosten liegt. Allerdings müssen die Eigentümer den Betrag zunächst vorschießen, weil Nürnbergs Denkmalspfleger, Baudirektor Harald Clauß, in diesem Jahr seine Mittel schon vergeben hat.
Der Hüter überkommener Werte zeigt sich jedoch gerade an dem Anwesen Untere Kreuzgasse interessiert, dessen Reiz nicht allein in den Laubengängen auf der Pegnitzseite liegt. Das Erdgeschoß mit seinen gotischen Spitzbögen und kleinen vergitterten Rechteckfenstern stammt noch aus dem 15. Jahrhundert. An der Südseite ist Nürnbergs älteste Haustür mit einfachen Beschlägen zu bewundern, die Anfang des 16. Jahrhunderts eingebaut worden war.
Mit der gleichen Liebe wie die Denkmalspfleger, hängen die Bewohner selbst an diesem Haus, die schon Jahrzehnte dort daheim sind. "Vom Henkersteg bis hierher ist noch das bissala Altvorhandene", schwärmt Frau Auguste K., die seit 35 Jahren in dem alten Gemäuer lebt. Von ihrem Laubengang kann sie auf die Altstadt hinunterblicken und gelegentlich schimpfen: "Wir hom su a schöins Stadtbild g'habt; etz verbauen‘s alles; des is direkt a Jammer!"
Am Haus selbst wird auch einmal wieder gebaut, denn von Zeit zu Zeit hat es das nötig. Vor Jahren schon mußten beispielsweise die sanitären Einrichtungen verbessert werden, denn bis dahin - so Auguste K. - "woar die Pegnitz unsere Spülung". Die Besitzer müssen viel in ihr Unikum stecken, damit die Bewohner stolz erzählen können: "Des Haus wird suviel fotografiert..."
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