30. April 1968: Dunkler Schlussstein am Plärrer

K. E.

30.4.2018, 07:00 Uhr
30. April 1968: Dunkler Schlussstein am Plärrer

© Kammler

Sogar das Aussehen der dem Platz zugewandten Nordfassade ist vorgeschrieben: "Die Fensterbrüstungen sind in Leichtmetall natureloxiert-matt zu verkleiden. Die Wandteile und Fensterbänder müssen um 15 Zentimeter zurückgesetzt und dunkel (graphitfarben) behandelt sein."

Mit diesen genauen Vorschriften möchte die Stadt wegen der Bedeutung des Plärrers eine einheitliche Gestaltung erreichen. Andererseits bleibt für einen Architekten noch genügend Spielraum, um sein Können zu beweisen.

Schule in neuem Glanz

Ergänzt wird der mächtige Trakt, dessen beide untere Geschosse für Läden verwendet werden sollen, durch eine dahinter versteckte Garagenanlage, in der 280 Autos abgestellt werden können. Erschlossen wird der gesamte Komplex über die Gostenhofer Schulgasse und die Elsnerstraße zur Gostenhofer Hauptstraße und zur Rothenburger Straße.

Straßenbau, Instandsetzungsarbeiten und Neuerungen für die Krankenanstalten: das waren die drei wichtigsten Gebiete, mit denen sich die Stadtväter außerdem beschäftigten. Für das Sozialamt wird das Haus Kirchenweg 56 hergerichtet. Fenster, Böden, sanitäre und elektrische Installation kosten 187.000 DM. In neuem Glanz soll auch die Volksschule Schnieglinger Straße erscheinen, deren Renovierung mit rund 152.000 DM zu Buche steht.

Zum Tiefbau gehört die neue Geh- und Radwegunterführung, die die östliche Fahrbahn der Otto-Bärnreuther-Straße kreuzt. Sie kostet 274.000 DM. Außerdem wird die Stadt den Steinplattenweg für 175.000 DM, die Teutoburger Straße für 243.000 DM und Teile der Oppelner Straße 377.000 DM ausbauen. Am Rande fiel auch für Ziegelstein etwas ab. In der nördlichen Straße "Am Anger" werden Regen- und Schmutzwasserkanäle verlegt, für die 120.000 DM bereitgestellt werden müssen.

Das Lieblingskind aber waren gestern wieder einmal unbestritten die Krankenanstalten, nicht wegen der Summen, die investiert werden müssen, sondern wegen der Diskussion um ein Problem besonderer Art: welche Fensterkonstruktionen und welcher Sonnenschutz werden für den neuen Bau 14 gewählt? Oberbaudirektor Dr. Hans Krätschmer schlug Holz-Aluminium-Fenster und für die der Sonne ausgesetzten Seiten ein goldbedampftes Glas vor, das die Wärme zurückwirft und Jalousien unnötig macht.

Im Ausschuß waren die Meinungen geteilt. Werner Lippert (FDP) und Albert Bleistein (SPD) wollten lieber gleich Nägel mit Köpfen gemacht sehen und plädierten für teure, aber im Unterhalt billige Ganzmetall-Fenster. Obendrein gab der FDP-Stadtrat die optische Wirkung der goldfarbenen Fenster in der Fassade des Neubaus zu bedenken und Albert Bleistein wollte mehr Rücksicht auf die individuellen Wünsche der Patienten nehmen. "Es ist ja gut, daß die Wärme ferngehalten wird. Aber wenn einmal jemand seinen kranken Fuß in die Sonne halten möchte?" fragte er. Mit goldbedampftem Glas wären ihm solche Möglichkeiten genommen.

So endete die Debatte gestern wie das Hornberger Schießen. Die Entscheidung wurde für 14 Tage vertagt. Dr. Hans Krätschmer will noch verschiedene Kostenfragen klären und die architektonische Wirkung des Wärmeschutzglases auskundschaften. Bis dorthin soll auch über ein anderes Projekt mehr Klarheit herrschen, über das die Stadträte noch keine Entscheidung zu fällen wagten: über den U-Bahnhof Breslauer Straße, der zusammen mit dem Omnibusbahnhof errichtet werden soll.

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