30. Oktober 1968: Piloten reden kaum vom Wetter
30.10.2018, 06:54 UhrStarts und Landungen, die bisher bei einer Wolkenuntergrenze von 60 Meter und einer Horizontalsicht von 800 Meter gerade noch erlaubt waren, können von nun an auch dann sicher absolviert werden, wenn die Sicht mindestens 400 Meter beträgt und die Wolken 30 Meter über dem Platz hängen.
Zu den Investitionen dieses Jahres gehören die Anflug- und Landebahn-Befeuerung der Firma Siemens, die gegenüber den alten Einrichtungen mehr Sicherheit bieten und das Fliegen wetterunabhängiger werden lassen. Für den Anflug stehen dem Piloten 30 Gruppen von je fünf Hochleistungsfeuern im Ab- stand von 30 Meter auf der Anflug-Grundrichtung zur Verfügung. 300 Meter vor der Schwelle liegt senkrecht dazu ein Querbarren mit insgesamt 16 Feuern, ein weiterer Barren mit sechs Feuern befindet sich 150 Meter vor dieser Schwelle.
Rote Reihenfeuer auf 300 Meter links und rechts der Anflug-Mittellinie und 30 Blitzfeuer, die den Eindruck einer immer wieder mit hoher Geschwindigkeit zur Startbahn hin rollenden Lichtkugel erzeugen, orientieren ebenfalls die Besatzung. Die Schwellen-Befeuerung, die Anfang (grün) und Ende (rot) der Piste anzeigt, vervollständigt den Lichterzauber.
Entsprechend den Bestimmungen der Betriebsstufe II bekam die Start- und Landebahn neben den Randfeuern ein Unterflurfeuer auf der Mittellinie und in den Zonen, in denen die Maschinen aufsetzen. Die 360 Lampen, die höchstens sieben bis neun Millimeter über die Piste hinausragen, mußten nachts eingebaut werden, um den Flugbetrieb nicht zu stören. Ihre Helligkeit kann vom Kontrollturm aus ferngesteuert werden.
Nürnberg ist also gut gerüstet, auch für die Zeit, in der der Münchner Flugplatz Riem wegen dringender Bauarbeiten ganz gesperrt und der Verkehr – zumindest zum Teil – am Marienberg abgewickelt werden muß. „Wir sind bereit und in der Lage, den gesamten Münchner Betrieb zu übernehmen“, erklärte dazu der Flughafendirektor, der gestern auch den endgültigen Termin bekanntgeben konnte: vom 11. bis 31. August 1969.
Spekulationen, Nürnberg könnte auf diese Weise eine Drehscheibe des Luftverkehrs werden, wies Dipl.-Ing. Helmut Müller-Gutermann zurück. „Wir haben nicht den Ehrgeiz, ein internationaler Großflughafen zu werden“, beruhigte er die Ängstlichen. Dagegen wird er nach wie vor dafür fechten, daß Nordbayern entsprechend den Bedürfnissen bedient wird und dem Nürnberger Flughafen das Schicksal erspart bleibt, von dem zur Zeit mancher Dorfbahnhof ereilt wird.
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