31. Juli 1969: Brückenschlag nach Johannis

K. E.

31.7.2019, 07:00 Uhr
31. Juli 1969: Brückenschlag nach Johannis

© Ulrich

Daß jetzt mit der Brücke begonnen wurde, gebot einfach der Verkehr. Die Stadt muß die große Ringstraße weiter ausbauen, die im Süden mit Ausnahme der Engstelle an der Nopitschstraße bereits zwischen der Fürther und der Münchner Straße auf neun Kilometer Länge existiert.

In der Reutersbrunnenstraße sammelte sich in aller Frühe ein Häuflein Prominenter. Nachdem sie sich gegenseitig ihrer Erleichterung über das kühlere Wetter versichert hatten, pilgerten Stadtoberhaupt, Stadtväter der SPD- und der CSU-Fraktion sowie der Baureferent mit einigen Fachleuten aus dem Bauhof-Geviert über den Fußgängersteg hinüber zur Johanniser Seite, wo inzwischen die Brückenbaustelle eingerichtet worden ist.

31. Juli 1969: Brückenschlag nach Johannis

© Ulrich

„Ich brauche Ihnen erst gar nicht zu sagen, wie wichtig das Vorhaben ist“, erklärte Heinz Schmeißner. Er versprach davon gewaltigen Nutzen, weil ein Teil des heute über den Plärrer und den Friedrich-Ebert-Platz fließenden Verkehrs später über die neue Strecke von der Fürther zur Wetzendorfer Straße vom Westen nach Norden und umgekehrt rollen wird.

Dann griff der Oberbürgermeister – auch einige neugierige Spaziergänger blieben stehen und sahen zu – zum Hebel, worauf sich alsbald fauchend und zischend die Ramme in Bewegung setzte: unüberhörbarer Startschuß für den Bau der Maximiliansbrücke als dem ersten Stück im künftigen Westring.

Mit einer Stützweite von 185 Meter wird sie sich über das Tal hinweg schwingen, zwischen den Geländern genau 28 Meter und fünf Zentimeter breit. Gehwege zu beiden Seiten, mehrere Fahrspuren und ein Mittelstreifen mit einem eigenen Gleiskörper für die Straßenbahn – vorgesehen als Ersatz für die Gleise, die beim U-Bahn-Betrieb in der Fürther Straße dem VAG-Betriebshof verlorengehen – gewährleisten Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer.

Weil die oberen Bodenschichten wenig tragen können, muß der Neubau auf Pfählen gegründet werden, die bis zu einer Tiefe von 13 Meter in den Keupersandstein hinabreichen. Die Preßbetonbohrpfähle besitzen einen Durchmesser von 1,50 Meter. Die Tragkraft je Pfahl liegt bei 550 Tonnen. Der Stützenabstand zwischen 21 und 48 Meter wurde so gewählt, daß später kein klobiger Klotz in der Landschaft herumliegt. „Das Grün spielt unter der Brücke durch“, versuchte der Baureferent die Wirkung zu erklären.

Noch einige Zahlen für den Brückenbau: 3.800 Kubikmeter Boden müssen beiseitegeschafft werden. 6.200 Kubikmeter Stahlbeton, 510 Tonnen Rundstahl, 150 Tonnen Spannstahl und 500 Meter Geländer sind notwendig für die neue Verbindung, an die im Nordwesten noch zwei Kilometer Ringstraße angehängt werden.

Bei solchen Anlässen, wie sie Straßenfreigaben oder der Beginn eines neuen großen Vorhabens darstellen, ist es im übrigen schon zur Tradition geworden, daß Heinz Schmeißner frohe Botschaften bereithält. Auch gestern enttäuschte er seine Zuhörer nicht und verkündete: „Bis die Bundesbahnbrücken an der Nopitschstraße endgültig fertiggestellt sind, wird es wohl noch eine Weile dauern. Aber bis zum Jahresende wird an dieser Stelle wieder Gegenverkehr möglich sein, so daß die nervenzerfetzenden Umleitungen ein haben.“

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