31. Mai 1968: Eiland für die Sportler

K. E.

31.5.2018, 07:00 Uhr
31. Mai 1968: Eiland für die Sportler

© Gerardi

Nürnbergs Stausee zwischen den Talübergängen in Wöhrd und Mögeldorf entsteht ab Juli für zehn Millionen Mark in fünf Jahresabschnitten. Seine endgültige Gestalt wurde gestern vom Wasserwirtschaftsamt vorgestellt. Dazu kamen die Oberbauräte Hermann Rager und Hans-Joachim Kersten sowie Karl Schaller, der auch als Bauausschuß-Vorsitzender des mittelfränkischen Bezirkstages seine Hand im Spiel hat, auf zahlreiche interessante Einzelheiten zu sprechen.

So wird beispielsweise bei der Satzinger-Mühle eine 40.000 Quadratmeter große Insel aufgeschüttet, auf der Ruderer, Kanuten und Angler unter sich bleiben.

Vorteil: kein Hochwasser mehr

Bekannt sind bereits die Abmessungen des praktisch aus zwei Seen bestehenden Gewässers, die bei der Flutbrücke für die Bahnlinie Nürnberg-Lauf durch einen Schlauch verbunden sind: 3,5 Kilometer lang, zwischen 350 und 63 Meter breit, mit einer Wassertiefe zwischen 2,90 Meter am Wöhrder Wehr und einem Meter am östlichen Ende, an dem ein 94 Meter breites, festes Betonwehr und davor ein Sandfang eingebaut wird. Das Dachwehr in Wöhrd besitzt zwei Öffnungen mit je 22,5 Meter. Die gesamte Wasserfläche mißt 529.000 Quadratmeter.

Von der Bedeutung des künftigen Erholungsgebietes für die Bevölkerung einmal ganz abgesehen, bietet der See noch andere Vorteile: die Stadt wird vollends hochwasserfrei, die Verkehrsplaner, die eine Hangstraße am Südrand von Wöhrd im Sinn haben, erhalten freie Hand, wenn der Pegnitz-Nordarm verlegt wird. Die Baggerei im Fluß hört auf, weil der Sand bei Mögeldorf schon abgefangen wird. Sollte es bei sommerlichem Niedrigwasser vorkommen, daß die Pegnitz in der Stadt zum Himmel stinkt, dann kann man künftig das Wöhrder Wehr ein bißchen herunterkurbeln und durchspülen.

Bis allerdings der Spaziergang am See möglich ist und die Sportler ihre Boote ins feuchte Element setzen dürfen, verstreicht noch einige Zeit. Zunächst steht der erste Abschnitt vom Wöhrder Talübergang bis westlich der Bahnbrücke auf dem Programm, samt dem Stauraum-Kanal, den die Stadt errichtet. Im zweiten Anlauf möchte das Wasserwirtschaftsamt das Wehr und den Sandfang bei Mögeldorf bauen, ehe am Ende das Mittelstück eingefügt wird.

Keine harten Eingriffe

„Wir wollen naturverbunden bauen und harte Eingriffe vermeiden“, versicherte Oberbaurat Kersten, der zwar darauf hinwies, daß der 1. Bauabschnitt schon sehr bald vollendet sei, aber gleichzeitig einschränkte: „Als See wirkt er erst, , wenn alle Bauarbeiten abgeschlossen sind. Denn wir können am Wöhrder Talübergang nicht stauen, weil sonst weiter ostwärts alles im Wasser versinken würde.“

Außerdem sind zwei Brücken vorgesehen. Eine gehört zur Flußstraße, die andere – sie schwingt sich östlich der Bahnbrücke übers Wasser – zum Ringsystem und verbindet später einmal Zabo mit dem geplanten Knoten an der Viktoriastraße. Oberbaudirektor Schaller verhehlte nicht, daß das zweite Bauwerk Zukunftsmusik ist und der See näher liegt. Er und die Männer vom Wasserwirtschaftsamt haben sich deshalb schon Gedanken darüber gemacht, wie vor allem sportliche Interessen unter einen Hut gebracht werden können.

Der westliche See (234.000 Quadratmeter) soll Seglerrevier werden, der östliche (295.000 Quadratmeter mit Regatta-Bahn) den Ruderern und Kanuten gehören. Motorboote bleiben verbannt. Nürnberger, die den See schon zum Bade haben laden sehen, werden enttäuscht. Oberbaudirektor Schaller: "Den Star sollte man ein für allemal stechen. Unsere Gewässer werden nie mehr so sauber, daß sie zum Baden freigegeben werden könnten."

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