35 Jahre nach Doppelmord an A3: Neue Spur nach Süditalien

5.2.2018, 05:11 Uhr
Vor fast 35 Jahren wurden Polizei und Feuerwehr zum Autobahnparkplatz "Weißer Graben" an der A3 geschickt. Die Einsatzkräfte machten einen grausigen Fund: Sie stießen auf zwei Tote, deren Körper lichterloh brannten. Bis heute ist nicht klar, wer die Mordopfer sind.

© Günter Distler Vor fast 35 Jahren wurden Polizei und Feuerwehr zum Autobahnparkplatz "Weißer Graben" an der A3 geschickt. Die Einsatzkräfte machten einen grausigen Fund: Sie stießen auf zwei Tote, deren Körper lichterloh brannten. Bis heute ist nicht klar, wer die Mordopfer sind.

Klaus Bauer, damals junger Polizist des Erlanger Einsatzzuges, unterstützte die Kripo, suchte mit Kollegen den Tatort ab, maß ihn aus. Heute leitet der 56-Jährige selbst die Ermittlungen in diesem mysteriösen Fall, bei dem bis heute die Opfer nicht identifiziert sind und es vom Mörder keine Spur gibt. "Mitte der 80er Jahre blieben die Ermittlungen stecken", sagt er. Im Jahre 2000 wurden sie wieder aufgenommen - ohne Erfolg - und 2014 landete der Fall bei ihm.

Was bisher bekannt ist: Die beiden Mordopfer waren ein Ehepaar aus Italien. Eheringe, ein Eulen-Anhänger, die Armbanduhr der Frau und Kleider, die in der Region Vicenza produziert und ausschließlich in Italien verkauft wurden, deuteten darauf hin. Vor Mitternacht, am 30. April 1983, wurden sie an der Raststätte Aurach an der A3 gesehen. Eine Angestellte erinnerte sich, dass die beiden etwas speisten. Stunden später lagen sie verbrannt im Gras, nur wenige Kilometer von der Raststätte Aurach entfernt. Ihr Mörder hatte sie zuvor mit einem stumpfen Gegenstand von hinten er schlagen.

Rolex blieb um 1.40 Uhr stehen

Die Ermittler gehen davon aus, dass der Fundort der Toten auf dem Autobahnparkplatz an der A3 nicht mit dem Ort des Verbrechens übereinstimmt. Sie glauben auch zu wissen, wann die brutalen Schläge auf das Paar niederprasselten: Die Rolex-Armbanduhr der Frau blieb exakt um 1.40 Uhr stehen. "Die Rolex hatte einen Ankerschaden, der durchaus durch die Schläge verursacht worden sein kann", zitierten die Nürnberger Nachrichten damals einen Polizeisprecher.

Der Täter übergoss dann am Parkplatz seine Opfer mit Benzin und zündete sie an. Besonders grausam: Die zwischen 25 und 35 Jahre alte Frau lebte zu diesem Zeitpunkt noch. Gerichtsmediziner fanden später heraus, dass die etwa 1,60 Meter große Frau mindestens einmal entbunden hatte. 

Hinweise erhoffte sich die Kripo von den Eheringen, in denen die Ziffern 3-4-81 eingraviert waren - das Hochzeitsdatum. "Kirchenämter in Italien wurden angeschrieben. Ohne Ergebnis. Einige haben gar nicht darauf reagiert", berichtet Bauer. Vor mehr als einem Jahr baten die Beamten der Kripo Erlangen Kirchen- und Standesämter in Bayern und Hessen, in ihren Unterlagen nachzuschauen. Hessen deshalb, weil sie vermuten, dass das Paar von Hessen her in Richtung Süden unterwegs war. "Vielleicht lebte es gar nicht in ihrem Mutterland. Anfang der 80er Jahre gab es noch viele italienische Gastarbeiter, die in Deutschland wohnten", erklärt Bauer. Aber auch dieser Schritt brachte keinen Treffer. 

Erfolglos blieb auch die Veröffentlichung eines Bildes mit dem rekonstruierten Gesicht der Frau. Die Skizze war möglich, da ihr Kopf nicht so schwere Brandverletzungen aufwies, wie der ihres Ehepartners. Mit modernen Methoden konnte eine Spezialistin des Landeskriminalamtes Sachsen-Anhalt nun aber auch das Gesicht des männlichen Opfers rekonstruieren.

Über 100 Anrufe gingen ein

Die Ermittlungen drohten erneut zu stocken. Dann aber erfuhr Klaus Bauer von einer Fernsehsendung in Italien, die dem deutschen Aktenzeichen-XY-Format ähnelt. "Chi l‘ha visto" (Wer hat es gesehen) heißt sie und befasst sich mit ungeklärten Kriminalfällen. Bauer nahm über einen Korrespondenten Kontakt zur Redaktion auf. "Ein Team aus Italien kam nach Erlangen und führte mit mir ein Interview." Die Bilder der Toten wurden veröffentlicht, ebenso die verschiedenen Utensilien. Mehr als 100 Anrufe gab es nach der Ausstrahlung im November 2017 - ein Hinweisgeber aus Süditalien will die Gesuchten erkannt haben. "Das wird sehr ernst genommen."

An dieser Stelle wird Bauer einsilbiger. Er wolle die Ermittlungen nicht gefährden. Bauer begleitet jedenfalls die Vernehmungen und reist dafür nach Italien. Ob das ganze nach Mafia riecht? Ausgeschlossen ist es nicht. Klaus Bauer: "Zu diesem Zeitpunkt wäre das aber reine Spekulation."

 

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