4. Mai 1968: Ampeln brennen wieder

4.5.2018, 07:00 Uhr
4. Mai 1968: Ampeln brennen wieder

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Tagsüber sorgten seither Polizisten dafür, daß der fließende Verkehr erhalten blieb. In den Nachtstunden galt die Beschilderung an den Einmündungen der Marienstraße, die der Gleißbühlstraße eindeutig Vorfahrt einräumen.

Daß dieses Gebot nicht beachtet wurde, beweisen sieben Verkehrsunfälle während des Ausfalls der Ampeln, bei denen es zehn Leicht- und zwei Schwerverletzte gab. Sie gehen eindeutig auf „eindimensionales Denken“ der Fahrzeuglenker zurück, wie man im Polizeipräsidium den Leichtsinn der Autofahrer entschuldigend umschreibt.

Für die lange Unterbrechung der automatischen Verkehrsregelung gibt es verschiedene Gründe. Der Schaltkasten, so ergaben die ersten Untersuchungen, konnte nicht mehr repariert werden. Auch ein Notbetrieb war nicht möglich, weil die Kabelzuführungen beschädigt worden waren und nicht einmal für ein Gelb-Dauerzeichen Strom vorhanden war.

Man entschied sich deshalb kurzentschlossen, statt des bisherigen Vierphasensystems sofort den ohnehin geplanten Schaltkasten mit einem modernen Einphasenprinzip aufzustellen. Diese Neuerung hat den Vorteil, daß die Anlage weit differenzierter und den Verkehrsverhältnissen angepaßter als bisher gesteuert werden kann.

Für die Aufstellung des Computer-Programms an dieser Stelle, für neue Relais und alle sonstigen technischen Einrichtungen benötigte die Herstellerfirma vier Tage Zeit. Der Maifeiertag verzögerte die Arbeiten zwar durch höhere Gewalt, aber sonst geschah alles, um den Schaden so rasch wie möglich zu beheben.

Die von Passanten oft gestellte Frage, warum nicht Tag und Nacht Polizisten an der Kreuzung aushielten, ist bereits zu Beginn beantwortet: wo Ge- und Verbotsschilder ausfallende Ampeln ersetzen, muß vom Kraftfahrer verlangt werden, daß er mitdenkt. Die Hilfe der Polizei am Tage, so betont man im Polizeipräsidium, dient nur der Aufrechterhaltung des fließenden Verkehrs.

Daß es in solchen Situationen immer wieder zu Unfällen kommt, sei ebenso bezeichnend wie die Häufung der Schäden am ersten Schnee- oder Glatteistag eines jeden Winters. „Nach ein paar Tagen passen die Fahrer auf.“ Und genauso sei es auch an der Gleißbühl-/Marienstraße gewesen.

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