5. August 1970: "Schorsch" lag tot am Käfigboden
5.8.2020, 07:00 UhrDer vorläufige Obduktionsbefund: schwere organische Schäden. Erst im Februar war das Tier, das im Frühjahr zu kränkeln angefangen hatte, als scheinbar geheilt in das Affenhaus zurückgekehrt.
Appetitlosigkeit und Apathie waren vor eineinhalb Jahren die Alarmzeichen gewesen. „Schorsch“ nahm ab und entwickelte einen blutigen Selbstzerstörungstrieb, so daß sogar zwei Finger amputiert werden mußten. Schon damals standen die Chancen für eine Heilung schlecht, aber unter der aufopfernden Pflege erholte sich der Liebling der Besucher zusehends. Die Wunden schlossen sich. Er brachte 135 Kilo auf die Waage und durfte zurück zu den beiden Damen „Diane“ und „Delphi“.
Doch die strotzende Gesundheit, die das Tier nach außen zeigte, trog. Es nahm allmählich wieder weniger Nahrung auf, so daß Tiergartendirektor Dr. Manfred Kraus für gestern erneut eine größere Untersuchung anberaumt hatte. Dazu kam es jedoch nicht mehr. Als um 13.30 Uhr ein Pfleger nach ihm sah, fand er „Schorsch“ in Schlafstellung vor.
Noch schöpfte der Betreuer keinen Verdacht. Erst beim zweiten Hinsehen fiel ihm auf, daß der prächtige Gorilla nicht mehr atmete. „Schorsch“, der noch am Vortag mit dem Pfleger gespielt hatte, war tot.
Bei der wegen des warmen Wetters gestern noch in der Staatlichen Veterinäranstalt durchgeführten Obduktion stellte sich heraus, daß der Verdauungstrakt völlig zerstört war. Dazu entdeckten die Tiermediziner schwere Schäden an Leber und Nieren. Tiergartendirektor Dr. Manfred Kraus: „‚Schorsch‛ muß schon lange daran gelitten haben. Ein Wunder, dass er überhaupt so lange lebte.“ Insgesamt erhielt er während seiner Krankheit 250 Spritzen und mußte etwa 5.000 Pillen schlucken.