5. Juli 1969: Bundeskanzler versprach Hilfe

K. E.

5.7.2019, 07:00 Uhr
5. Juli 1969: Bundeskanzler versprach Hilfe

© Kammler

Bei dieser Gelegenheit versicherte der Regierungschef –freilich ohne schon jetzt Summen zu nennen – den Organisatoren, daß der Bund bereit sei, für das Internationale Jubiläumsjahr Geld herauszurücken.

Außerdem wurde der illustre Kreis des Kuratoriums um drei Mitglieder erweitert. Bundesinnenminister Ernst Benda, Roland Graf von Faber-Castell und Verleger Heinrich G. Merkel der Mitherausgeber der „Nürnberger Nachrichten“, bekamen einstimmig einen Sitz in diesem Gremium.

5. Juli 1969: Bundeskanzler versprach Hilfe

© Kammler

Wie es nach dem Protokoll dem Bundeskanzler zusteht, wurde der Wagen des Stadtoberhauptes mit dem hohen Gast von einer „großen Eskorte“ bei der Fahrt durch die Stadt geleitet – von sieben „weißen Mäusen“ auf schweren Motorrädern, von zwei Streifenwagen und von Fahrzeugen mit Beamten der Nürnberger Kriminalpolizei und der Sicherungsgruppe Bonn. Über die Marienbergstraße, die Bucher Straße, den Neutorgraben und den Maxplatz erreichte die Kolonne um 16.35 Uhr ohne Zwischenfälle das Rathaus am Fünferplatz.

Bei einem Glas Frankenwein warteten dort bereits Mitglieder des Kuratoriums und des Stadtrates auf den Bundeskanzler, unter ihnen Frau Bundesgesundheitsminister Käte Strobel, Konsul Dr. h. c. Max Grundig, Arbeitsminister Dr. Fritz Pirkl und Staatsbankpräsident Dr. h. c. Rudolf Eberhard.

Nach dem Rebensaft die Arbeit

Nachdem auch der Regierungschef ein wenig verschnauft und den Saft der Reben für ausgezeichnet befunden hatte, begann im Sitzungssaal die Arbeit. Oberbürgermeister Dr. Urschlechter, geschäftsführender Vorsitzender des Kuratoriums, betonte bei seiner Begrüßung, daß der Stadtrat mit viel Schwung und dank der Hilfe bereitwilliger Persönlichkeiten bereits an die Aufgabe herangegangen sei, den 500. Geburtstag Albrecht Dürers zur internationalen kulturellen Begegnung werden zu lassen – bestrebt, aus dem Leben und dem Wirken des großen Nürnbergers keine Legende zu machen.

Bundeskanzler Kiesinger zog Vergleiche. 1945, als er auf der Suche nach seiner in Treuchtlingen wohnenden Familie nach einem Bombenangriff durch Nürnberg gekommen sei, lagen die Häuser in Schutt und Asche. „Ich hab‘ gesehen, wie Menschen ihre Toten auf Leiterwagen durch die Stadt gezogen haben. Diesen Anblick werde ich nie wieder vergessen. Um so mehr freut es mich, in einer heute wieder blühenden Stadt zu sein“, erklärte er.

„Gerade durch die schlimme Zeit haben wir Deutschen ein unsicheres Verhältnis zu unserer Geschichte bekommen. Kein Volk aber hat Leben ohne unbefangenes Verhältnis zu seiner Geschichte, unbefangen in dem Sinn, daß man sich guter Zeiten voll Freude erinnert und sich den bösen und schlimmen im eigenen Gewissen stellt“, fuhr der hohe Gast fort und forderte: „Wenn wir unserer Großen gedenken, sollte es in diesem Geiste sein!“

„Dürer gehört der ganzen Welt“

Den 500. Geburtstag Albrecht Dürers zu feiern, bezeichnete Kurt Georg Kiesinger als Anliegen der ganzen Nation, zumal der Gefeierte – „der größte dieser merkwürdigen Genie-Generation um die Wende des 15./16. Jahrhunderts“ – nicht nur der Stadt Nürnberg und dem deutschen Volk, sondern der ganzen Welt gehöre.

Auch für Nürnberg selbst erblickte der Bonner Gast Chancen im Jubiläumsjahr 1971, denn das große Ereignis zeige der Welt ein „Kleinod im Kranz der deutschen Städte“, reich an Tradition, zugleich aber auch eine dynamische Stadt inmitten einer bedeutenden Wirtschaftsregion. „So muß Nürnberg wieder in das Bewußtsein des Volkes und der Besucher gerückt werden“. erklärte der Bundeskanzler, der anschließend aufmerksam dem Bericht von Kulturreferent Dr. Hermann Glaser über die bisher bewältigten Aufgaben und bestehenden Pläne lauschte.

Die Bitte um finanzielle Unterstützung vom Bund brauchte dagegen Stadtrat Dr. Hermann Glaser nicht mehr mit dem Gewicht vorzutragen. Der Bundeskanzler – er flog nach der Teilnahme am Handwerkstag in der Meistersingerhalle am Abend wieder nach Bonn zurück – hatte ihm die Arbeit abgenommen, als er von selbst auf den Mammon zu sprechen gekommen war, ohne den eben auch ein Dürerjahr 1971 nicht denkbar ist.

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