6. Oktober 1969: Kleine Koalition stürmte
6.10.2019, 08:33 UhrIn diesem völlig unpolitischen Kräftevergleich fiel auf, daß im Nürnberger Angriff der einzige FDP-Stürmer, Werner Lippert, linksaußen eingesetzt war und durch einige Rückzieher glänzte, obwohl er mit Linksschüssen sonst einige Schwierigkeiten hatte. Auch Stadtrat Hermann Wiesel (FDP) tat sich durch ausgezeichnete Paraden hervor und trug damit wesentlich zum Sieg der Nürnberger bei.
Der Ausgleichstreffer der Gäste, geschossen vom SPD-Ratsherrn Eckhart Müller-Heydenreich, ließ Wiesel noch relativ kalt. Den Führungstreffer, getreten vom Münchner CSU-Bürgermeister Dr. Hans Steinkohl, schien sich der Nürnberger Schlußmann dagegen sehr zu Herzen genommen zu haben – bei aller unpolitischen Einstellung in diesem Spiel. Steinkohl soll nämlich dem Vernehmen nach im Überschwang der Freude geäußert haben, das sei nur ein kleiner Vorgeschmack auf die kleine Koalition. Im weiteren Spielverlauf ließ Wiesel nur noch einen Treffer der Münchener zu, getreten von einem SPD-Stadtrat.
Die Münchner trafen recht siegesgewiß in Nürnberg ein. Immerhin konnten sie auf mehrere Trainingsspiele mit Altherren-Mannschaften zurückblicken, während die gastgebende Elf nur auf das Treffen mit der Presse-Elf verweisen konnte. Als Pfeifenmann agierte Georg Kennemann, der Clubstopper der vierziger Jahre; die Linienrichter wurden vom Nürnberger Sportamt gestellt: Franz Pelikan und Walter Staudinger, die bei dieser fairen Begegnung ein leichtes Amt hatten.
Eine leichte Unsicherheit bei der Nürnberger Verteidigung, in die sich Andreas Fink (DFU) und Ludwig Imhof (CSU) teilten, führte mehrfach zu prekären Situationen vor dem Nürnberger Tor. Den schwersten Stand aber hatte Stürmer Willy Prölß (SPD), den an diesem Abend besonders schnellen Ball zu erreichen. – Die Tore für Nürnberg schossen: 10. Min. Emil Förster, SPD (1:0); 30. Min. Erich Ziegler, SPD (2:2); 50. Min. Ziegler (3:3) und 54. Min. Ziegler (4:3). Zur Manöver-Kritik trafen sich beide Mannschaften sowie OBM Dr. Urschlechter in der Teestube des Hochhauses, wo das Nürnberger Stadtoberhaupt betonte, es sei sehr ernst, fast zu ernst gespielt worden. Gastgeschenke wurden ausgetauscht und ein Termin für das Rückspiel in München wurde vorgesehen.
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