8. August 1970: Kein Platz für Nichtschwimmer

Nürnberg - Schwimmen lernen ist in Nürnberg gar nicht mehr so einfach. Das mußte unser Leser Vincent Böhm am eigenen Leib erfahren, als er seine acht Jahre alte Tochter 'Karin zu einem Schwimmkurs anmelden wollte.

Vom Volksbad an das Hallenbad-Süd verwiesen, landete er schließlich beim Sportamt, denn keines der beiden. Bäder nimmt gegenwärtig Kinder an. Der letzte Ausweg: Unterricht bei Vereinen, der jedoch meist nur Mitgliedern offen steht. Wie steht es nun mit den Möglichkeiten für Nichtschwimmer in Nürnberg? Wir fragten die zuständigen Ämter und Vereine. Wartezeiten von über einem halben Jahr sind für Schwimm-Anwärter beim städtischen Sportamt keine Seltenheit. 

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Rund 700 Eltern wollten ihre Kinder von fünf bis sieben Jahren melden. Kaum 300 werden in den Kursen ab September Aufnahme finden. Im Lehrschwimmbecken der Hegelschule können sich nur sieben Gruppen mit je 25 Teilnehmern tummeln, Mütter, die ihre Kleinkinder beaufsichtigten. mitgerechnet. Im vergangenen Schuljahr absolvierten die fünften- Schulklassen dort auch die neuen Schwimmstunden. die zur Pflicht wurden.

Für Schüler, die dabei nur schlecht abgeschnitten haben, sind nochmals sechs Repetentenkurse geplant. Das Lehrschwimmbecken ist damit voll ausgelastet, zusätzliche Stunden sind nicht mehr zu verkraften. Das Sportamt: „Jedes Trimester wird frühzeitig ausgeschrieben. Eltern melden ihre Kinder aber oft viel zu spät an. Wir können dann nur noch den Rat geben. entweder bis zum Frühjahr zu warten. oder zu einem Ver-ein zu gehen." 

Der Preis von 15 DM für 12 bis 15 Übungsstunden durch das Sportamt, liegt relativ niedrig. Interessenten. die diese billige Möglichkeit nutzen wollen, schlägt Sportlehrer Kurt Günther vor: „Mit drei Jahren an-melden, dann sind die Kleinen mit fünf bestimmt dabei." Für Kinder vom siebten Lebensjahr an ist das Badeamt zuständig. Auch hier sieht es nicht viel besser aus. 

Das Volksbad hat seinen Schwimmunterricht eingestellt, weil seit Februar im neuen Hallenbad-Süd andere Methoden mit Gewöhnungsübungen und spielerischen Einlagen gepflegt werden. Kosten: 10 DM Kursgebühren plus 12 DM Eintrittsgeld. Nur an den Nachmittagen kann die schwimmunkundige Öffentlichkeit üben, der Vormittag gehört den Volksschulen. Erster Schwimm-Meister Horst Ginser: ..Wir haben über 700 Vormerkungen, wir müssen fast die Hälfte auf Februar und März vertrösten."

Nachahmer fehlen 

Den Abgewiesenen bleibt also nur noch der Weg zu den Schwimmvereinen. Ein Großteil davon lehnt jedoch die Ausbildung von Nichtmitgliedern ab. Der Schwimmerbund Bayern 07 nimmt Kinder ab fünf Jahren auf. Vereinsfremde zahlen 25 DM. für Mitglieder ist, der Unterricht kostenlos. Auch beim 1. FCN kommen Eltern mit ihren Kindern noch unter. Für einen Betrag von 25 DM ist Nichtmitgliedern das Schwimmenlernen feil. Im Winter wird in der Hegelschule und dem Volksbad geübt. 

Die Initiative von Kurt Schüler, Bademeister im Clubbad, hat bislang allerdings kaum Nachahmer gefunden: Er erteilt seinen jungen Badegästen im Sommer kostenlos Schwimmunterricht.