8. Dezember 1967: Ein Kunst- und Kulturzentrum am Königstor

8.12.2017, 07:00 Uhr
8. Dezember 1967: Ein Kunst- und Kulturzentrum am Königstor

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Die Stadt Nürnberg möchte der Bevölkerung ein sichtbares und bleibendes Geschenk zum Dürer-Jahr 1971 machen.
Oberbürgermeister Dr. Andreas Urschlechter verkündete gestern abend vor der Vollversammlung des Kulturbeirats, daß mit allen Mitteln nach Wegen gesucht wird, ein neues Kunst- und Kulturzentrum bauen zu können. Als "Schlußstein des Wiederaufbaus" soll dieses Gegenstück zur Meistersingerhalle zwischen Königs- und Marientor errichtet werden. Das nötige Geld für solch ein beachtliches Bauwerk hofft die Stadt durch Grundstücksverkäufe zu bekommen.

Schul- und Kulturreferent Dr. Hermann Glaser steuerte noch weitere Pläne bei, die bis zum Festjahr in die Tat umgesetzt sein sollen: das Albrecht-Dürer-Haus wird um einen modernen Anbau erweitert, das Spielzeugmuseum vollendet sein, das Altstadtmuseum Fembohaus in neuem Glanze strahlen.

Als "ein hohes, bedeutendes, aber nicht zu fernes Ziel" bezeichnete Glaser den beabsichtigten Neubau anstelle des brüchigen Künstlerhauses und der vormaligen Fränkischen Galerie. Der Arbeitsausschuß "Bildende Kunst" des Kulturbeirats, der von Architekt Professor Gerhard G. Dittrich geleitet wird, ist bereits damit beschäftigt, ein Denkmodell für dieses Kunst- und Kulturzentrum zu erarbeiten. Er will dabei die Erfahrungen anderer Kunsthallen verwerten, neue Konzeptionen hervorbringen.

Dreiklang der Museen

"Die Verhandlungen der Stadt über das Gebiet zwischen dem alten Königstor und der neuen Norishalle zielen darauf ab, Interessenten zu finden, die in einem Teil dieser Mauerzone Geschäftshäuser bauen wollen", erklärte der Referent, denn Oberbürgermeister Dr. Urschlechter mußte klar bekennen, daß die Stadt in den nächsten Jahren keine Mittel für ein kulturelles Bauwerk der geplanten Größe aus eigener Kraft aufbringen kann. Gelänge es ihr aber, Grund und Boden zu Geld zu machen, so stünde einem Zentrum für Erwachsenenbildung plus Kunsthalle nichts mehr im Wege. Dieses Haus für Ausstellungen und Veranstaltungen wird dann sogar einen Kindergarten bekommen, damit jungen Leuten mit kleinen Kindern eine Besuchsmöglichkeit offensteht.
Wenn auch der große Rathaus-Saal bis 1971 sicher nicht wiederhergestellt werden kann, so soll wenigstens der Dreiklang der Museen in der Altstadt den letzten Schliff erhalten. Das Albrecht-Dürer-Haus braucht einen Erweiterungsbau, damit der erwartete Besucherstrom entsprechenden "Auslauf" findet, denn es ist in dem Wohnhaus des Malerfürsten auch an "kleine aber feine" Ausstellungen (Tierbilder oder Pflanzen) gedacht. Die Baukosten hofft die Stadt, mit einer Tombola einspielen zu können. Im Fembohaus sind technische Verbesserungen nötig. Das Spielzeugmuseum wird vom nächsten Jahr an ausgebaut.

Die Pläne für das Dürer-Jahr selbst reichen von einer Gemälde-Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum bis zu der Absicht, bedeutende Künstler für längere Zeit nach Nürnberg einzuladen. "Wir wollen Dürer als einen der bedeutendsten Künstler der deutschen, europäischen und Welttradition herausstellen, zugleich aber seine aktuelle künstlerische Kraft zeigen", betonte Dr. Glaser.

Förderungspreise vergeben

Das Thema Dürer-Jahr beschäftigt auch alle Ausschüsse des Kulturbeirates, ob sie für Musik, Literatur, Theater, Höhepunktsveranstaltungen, Förderungspreise oder Fragen der Bildung und Wissenschaft zuständig sind, vor allem aber den gleichnamigen Arbeitskreis. Von der Mitarbeit vieler Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens erhofft sich der Referent eine Fülle guter Ideen, die (der Oberbürgermeister atmete an dieser Stelle tief durch) natürlich auch finanziert werden müssen. Glaser warnte davor, bei den Festlichkeiten in ein billiges Klischee-"Festjahr" zu verfallen. Dr. Urschlechter faßte die Arbeit der Ausschüsse mit den Worten zusammen: "In den Vorbereitungsjahren für 1971 müssen wir täglich mit Dürer leben."

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