8. Juni 1968: Besuch: Schah-Bruder
8.6.2018, 07:00 UhrAuf Einladung des Hauptquartiers der US-Streitkräfte in der Bundesrepublik unternimmt der Gast aus dem Iran mit seiner Begleitung eine zehntägige Inspektionsreise durch Nordbayern, wo er zahlreiche amerikanische Einheiten und Stützpunkte besuchen wird.
Einzelheiten der Reise wurden nicht mitgeteilt. Die Ankunft des persischen Stabes ging unter strengen Sicherheitsvorkehrungen vor sich, weil Anschläge und Anti-Schah-Demonstrationen befürchtet wurden.
Schon eine Stunde vor der Landung der Boeing 737 aus Frankfurt hielten CID-Mitglieder und Begleitoffiziere den Flughafen „besetzt“. Hermetisch riegelten sie das Gelände ab und weigerten sich hartnäckig, Auskunft über den inoffiziellen Besuch zu geben. Selbst Oberstleutnant Wilhelm Schoepf hatte von den Hintergründen der Perser-Invasion „keine Ahnung“. Der Nürnberger Standortälteste war vom Verteidigungsministerium in Bonn zusammen mit Oberst Herbert Wittmann vom Verteidigungs-Bezirkskommando 63 in Ansbach telefonisch zum Empfang beordert worden. „Was der Schah-Bruder hier will, weiß ich selbst nicht'“, sagte Wilhelm Schoepf.
„Seine Königliche Hoheit“ hüllte sich in Schweigen, als er um 13.55 Uhr die Gangway der planmäßigen Lufthansa-Maschine herunterkam. Der Oberst, der einen grauen Anzug, ein braunes Sommerhemd und eine Sonnenbrille trug, wehrte alle Fragen ab: „Über den Zweck meiner Reise kann ich nichts sagen“, beteuerte er in Englisch. Abgeschirmt von zahlreichen Sicherheitsoffizieren, wurde er nach einer kurzen Begrüßungsansprache von Flughafendirektor Müller-Gutermann zu einem 5,4-Liter-Chevrolet geleitet, in dem er mit unbekanntem Ziel davonfuhr.
Trotz großer Geheimhaltung sickerte jedoch hindurch, daß der 44jährige Schah-Bruder Verteidigungsanlagen der Amerikaner in Nordbayern besichtigen wird. Vor allem will sich der Oberst neue Waffen anschauen, die auf dem Truppenübungsplatz in Grafenwöhr stationiert sind. Dabei wird er von persischen Militärexperten begleitet: insgesamt 49 Offizieren des „National Defence College“ in Teheran, für deren Gepäck zwei US-Lastwagen bereitstanden. Der Troß reist Gholamreza Pahlevi in zwei Omnibussen nach.
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