8. März 1971: Beim Derby froren Füße und Stimmung
8.3.2021, 07:08 UhrDenn nichts wärmte sie während dieser 90 Minuten auf. Als schließlich das Tor fiel, hatten alle kalte Füße. Die Brauerei hatte angesichts des Frostes sogar darauf verzichtet, Bier anzufahren. Es wäre in den Flaschen gefroren. Der ersatzweise angebotene Glühwein war lauwarm. Die Schlauen hatten sich Flachmänner mit Schnaps mitgebracht. Aber die waren bei Halbzeit meist leer. So machten nur die Bratwurstverkäufer befriedigende Geschäfte.
An einem anderen, wärmeren Tag, wären bestimmt 30 000 und mehr ins Stadion gekommen. Daß es 17.000 wurden, ist schon erstaunlich. Die Bundesliga hatte am gleichen Tag einen Zuschauerdurchschnitt von 15.000 und selbst in Berlin wollten nur 20 000 die Hertha sehen.
Da kann Clubkassier Winkler direkt noch zufrieden sein. Der aber ist bitterböse auf das Wetter: „Diese Saukälte kostet den Verein zwischen 60 000 und 80 000 Mark. Soviel hätten wir mehr eingenommen, wenn ein warmes Frühlingslüfterl geweht hätte anstelle des eisigen Nordost.“ Es ist eben ein Kreuz: bei 15 Grad Kälte sollen die Zuschauer ins Stadion eilen, während der vom DFB verordneten winterlichen Spielpause hingegen scheint oft die Sonne und fängt der Rasen zu sprießen an.
Nicht einmal über die einst üblichen Ruppigkeiten konnten sich die Zuschauer warmärgern. Die Spieler waren artig wie Musterschüler. Auf den Rängen gab es keinerlei Rivalitätsstimmung. Eine kleine Nürnberg-Fürther Schlägerei nach Ende des Spiels wurde von den Davoneilenden mit beifälligen Anspornungsrufen quittiert. Man sah Nürnberger und Fürther einträchtig nebeneinander von dannen schreiten, den heimischen Kaffeetöpfen zu.
Es war eines der ruhigsten Derbys in der langen Geschichte der beiden Vereine. Fast ein bißchen zu ruhig.
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