9. Dezember 1966: Brücken hielten auf
9.12.2016, 07:00 UhrDie Bevölkerung könne kein Verständnis dafür aufbringen, daß die Schnellstraße noch nicht in das städtische Verkehrsnetz einbezogen worden ist, hatte CSU-Fraktionsvorsitzender Dr. Oscar Schneider in seiner Etat-Rede vor dem Stadtrat kritisiert. Doch kann Baureferent Heinz Schmeißner gute Gründe anführen, warum erst im Juli 1967 die Autos auf dem rund 2,7 Kilometer langen Stück zwischen der Stadtgrenze Nürnberg-Fürth und der Jansenbrücke zur Jungfernfahrt starten dürfen.
Der Brückenbau bescherte die meiste Arbeit und verschlang das meiste Geld. Denn von den 55 Millionen Mark, die dieser Abschnitt gekostet hat, entfielen nur etwa ein Zehntel auf den eigentlichen Straßenbau. Noch ist der Durchstich auf dem West-Ast der Schnellstraße nicht ganz gelungen, aber das letzte Hindernis, die Eisenbahnbrücke für die wichtige Linie Nürnberg-Frankfurt liegt bereits als Betonklotz im Gelände. Die Bauleute benötigen die ersten Monate des nächsten Jahres, um dem Werk den letzten Schliff zu geben, die Gleise vom provisorischen Umfahrungsdamm auf die neue Brücke zu legen und schließlich den Damm zu beseitigen.
Wenn dann auch die wenigen Meter Schnellstraße gebaut sind, die jetzt noch fehlen, kann der Verkehr auf dem vierspurigen Band rollen. Der Vorteil liegt auf der Hand: wer vom Westen her die Stadt erreicht und in den Süden Nürnbergs gelangen will, kommt rascher über die Schnellstraße bis zur Jansenbrücke und von dort aus über die Von-der-Tann-Straße und die Gustav-Adolf-Straße voran.
Baureferent Heinz Schmeißner mißt dieser Route besondere Bedeutung zu, weil damit das leidige Nürnberger Verkehrsproblem, die Kraftfahrzeuge auf die Südseite der Bahnlinie zu bringen, zum Teil gelöst ist. „Man braucht nicht mehr durch die Mauslöcher unserer Unterführungen“, meint er und dabei solche Tunnels wie jene an der Steinbühler oder Schwabacher Straße im Sinn.
Außerdem öffnet die Stadt ein Hintertürchen, weil ein Teil der Fürther Straße gesperrt werden muß, wenn die Bauarbeiten an der Straßenbahnstrecke beginnen, die auf diesem Stück auf Betonständer hoch über den Köpfen der Nürnberger verlaufen wird.
Nicht weniger wichtig als die bald befahrbaren 2,7 Kilometer Schnellstraße im Westen ist dem Baureferenten der Süd-Ast der Schnellstraße. Dafür möchte er die nächsten Millionen ausgeben. „Wir gehen mit geballter Kraft auf den Süd-Ast los, denn wir können doch keinen Hafen bauen, wenn wir nicht gleichzeitig für die Verkehrserschließung sorgen“, erklärt Heinz Schmeißner, der im übrigen noch einmal darauf hinweist, daß mit der Verbreiterung der Nopitsch-Unterführung – sie dauert voraussichtlich zwei Jahre – bald begonnen werden kann.
Zwischen der Jansenbrücke im Westen und dem Anschluß an der Passauer Straße im Osten wird auch in den kommenden Jahren noch „Funkstille“ herrschen. Denn der Baureferent verfolgt einen Fahrplan, in dem die südliche Halbkugel des Ringes an vorderer Stelle steht, der Kreis von der Gustav-Adolf-Straße über Hansa-, Nopitsch-, Franken-, Bayern- und Waldluststraße bis zur Passauer Straße. Darin enthalten ist ein neuerliches Mammutvorhaben: Die Kreuzung Bayern-/Waldlust-/Regensburger Straße samt der Bahnlinie Nürnberg-Regensburg. „Erst im Schatten dieses Ringes können wir ungestört am Herzstück der Schnellstraße arbeiten“, erklärt Heinz Schmeißner, der in diesem Abschnitt dem Knotenpunkt Rothenburger Straße den Vorrang vor der Landgrabenstraße einräumt.
Dabei denkt er auch an die vielen Millionen Mark, die die vielen schönen Straßen und Brücken kosten werden. „Wir hoffen, daß die Mehreinnahmen aus der höheren Mineralölsteuer – wie versprochen – auch den Gemeinden zugute kommen. Denn in den Großstädten brennt‘s.“ Es wäre schön, wenn der Wunsch von Heinz Schmeißner in Erfüllung ginge.
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