Billig Bahnfahren
9-Euro-Ticket: So lange fährt man von Nürnberg nach Sylt, Dresden oder in die Berge
13.5.2022, 06:00 UhrWer sich auf der Schiene zur Nordseeinsel Sylt aufmacht, hat eine lange Reise vor sich. Egal, in welchem Zug. Auch mit dem schnellen ICE dauert es von Nürnberg bis Westerland mit einmal Umsteigen gut 9 bis 10 Stunden. Dafür zahlt man je nach Ticketart hin und zurück Stand jetzt zwischen 165 Euro und 328 Euro pro Person in der zweiten Klasse. Wer preisgünstig mit dem 9-Euro-Ticket losfährt, darf den ICE aber nicht nutzen und muss daher deutlich mehr Zeit einplanen: Die einfache Fahrt liegt dann im besten Fall bei rund 13 Stunden, im ungünstigsten Fall bei 18 Stunden.
Die Spar-Reise erfordert gute Nerven und vor allem die Pünktlichkeit der Bahn, denn je nach Verbindung muss man mindestens sechs Mal umsteigen. Wer zum Beispiel mit Sommerferienbeginn am Samstag, 30. Juli, um 10.40 Uhr in Nürnberg startet, ist um 23.35 Uhr in Westerland und hat in Saalfeld, Neudietendorf, Göttingen, Hannover, Hamburg und Elmshorn den Zug gewechselt. Bei unserer fiktiven Rückfahrt zwei Wochen später sieht es ähnlich aus: Minimum 13 Stunden und sechs Mal umsteigen. Wer nur fünf Mal runter will von seinem Platz, ist dafür über 20 Stunden unterwegs.
Mit Wanderschuhen im Gepäck
Wanderfreunde sind dem umweltbewussten Reisen vermutlich ohnehin verpflichtet. Die gute Nachricht für sie: Ein Wochenende in den Bergen von Berchtesgaden ist mit dem 9-Euro-Ticket gut machbar. Denn zwei Mal umsteigen muss man auch bei der schnellen Variante mit ICE, die hin- und zurück je nach Ticketart zwischen 83 und 201 Euro kostet.
Mit diesem Normalticket dauert die einfache Fahrt zwischen vier und viereinhalb Stunden, mit dem 9-Euro-Ticket zwischen fünf und sechs Stunden. Wer zum Beispiel am Freitagnachmittag um kurz nach 15 Uhr am Nürnberger Hauptbahnhof startet, ist um 20.28 Uhr in Berchtesgaden, zurück geht es dann am Sonntag nach einer ausgedehnten Wandertour um 17.32 Uhr Richtung Nürnberg, wo die planmäßige Ankunft um 22.41 Uhr ist.
Den Feiertag Fronleichnam oder einen anderen Termin zwischen Juni und August für einen Städtereise-Kurztrip zu nutzen, könnte ein guter Plan sein. Wer etwa nach Dresden will, sollte sich unbedingt die Nahverkehrsverbindungen ansehen. Denn die dauern bei der einfachen Fahrt keine ganze Stunde länger als die mit ICE.
Wer am Mittwoch, 15. Juni, gegen 13 Uhr in Dresden sein möchte, fährt mit dem ICE um 9.02 Uhr ab, mit dem im 9-Euro-Ticket inkludierten Regionalexpress dagegen um 8.37 Uhr - unwesentlich früher also. Die Rückfahrt im ICE ist mit 3 Stunden und 40 Minuten nur rund 50 Minuten schneller als die im Regionalexpress. Und umsteigen muss man so oder so auf jeden Fall ein Mal.
Badeurlaub am Bodensee ist für Menschen, die ohnehin mit der Bahn reisen, ohne größere Abstriche zu machen: Mit Zügen ausschließlich des Nahverkehrs kann man zum Beispiel Friedrichshafen in Fahrzeiten zwischen dreidreiviertel und viereinviertel Stunden erreichen. Mit IC, EC oder ICE braucht man auch zwischen dreieinhalb und vierdreiviertel Stunden. Der Zeitgewinn hält sich also in Grenzen. Außerdem muss man auch mit den schnellen Zügen ein bis zwei Mal umsteigen. Mit dem 9-Euro-Nahverkehrsticket sind es zwei bis drei Mal. Dabei gilt: Wer weniger oft den Zug wechseln will, ist länger unterwegs, wer schneller ans Ziel will, muss häufiger umsteigen.
Besonders krass sind die Komfortunterschiede für 9-Euro-Ticket-Nutzer bei Zielen, die von Nürnberg aus direkt mit dem ICE angefahren werden. Hamburg zum Beispiel erreicht man mit den schnellen Zügen ohne Umsteigen in noch nicht mal viereinhalb Stunden. Mit dem 9-Euro-Ticket dauert es mehr als doppelt so lange und bedeutet drei bis vier Mal umsteigen. Ähnlich ist es mit Berlin. Die Reise dauert in Nahverkehrszügen bis zu drei Mal so lange.
Fazit: Es lohnt sich, wenn man eine Reise plant, auf jeden Fall die Nahverkehrsverbindungen zu prüfen. Sie bedeuten zwar im Vergleich zum Fahren mit IC, EC oder ICE immer Zeitverlust, aber der ist oft unwesentlich und zu verschmerzen, vor allem, wenn man dadurch viel Geld spart.
Wer sich im Gültigkeitszeitraum des 9-Euro-Tickets noch nicht auf ein Reiseziel festgelegt hat, könnte seine Wahl auch ganz bewusst auf eines legen, das komfortabel und spottbillig mit dem Zug zu erreichen ist. War es für den Tourismus in Städten bislang ein echtes Plus, ein ICE-Halt zu sein, so dürfte das von Juni bis August anders sein. Aber Reisen in die Metropolen kann man sich ja auch aufheben für den Rest des Jahres.
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