9. Juli 1969: Jubiläum kurz vor Abbruch

K. N.

9.7.2019, 07:00 Uhr
9. Juli 1969: Jubiläum kurz vor Abbruch

© Ulrich

Doch dieses Projekt ist nur eines von vielen. Für die nächsten Jahre plant die Diakonissenanstalt noch weitere große Einrichtungen. So sollen noch ein Mitarbeiterwohnheim, eine Schwesternschule mit Internat und ein Altenwohnheim jenseits der Pegnitz gebaut werden. In zehn Jahren – so hofft die Klinikleitung – sollen die Vorhaben für rund 25 Millionen Mark ausgeführt sein. Auf der Hallerwiese sieht man den Veränderungen gelassen entgegen, denn schließlich hat man sich an die ewigen Bauarbeiten gewöhnt. Seit Kriegsende gehören die Maurer, Zimmerleute und Installateure ebenso zum Krankenhauszentrum wie die Schwestern.

Auf eine offizielle Feier zum Jubiläum will die Diakonissenanstalt bewußt verzichten. „Wir kämen aus dem Feiern ja gar nicht mehr heraus, auf der Hallerwiese gäbe es ständig Anlässe wie Grundsteinlegung, Richtfest oder die Einweihung eines Neubaues“, meinte schmunzelnd Leni Müller, leitende Schwester der Klinik. Während einer Pressekonferenz ging Konrektor Heinz Miederer ausführlich auf die Vergangenheit und Zukunft der Krankenanstalt ein. Der Verein für Krankenpflege, der seit 1956 nicht mehr existiert, hatte 1888 ganz klein mit einem Diakonissenhaus auf der Hallerwiese 30 angefangen. Zunächst war das Haus nur als Wohnung für zwölf Diakonissen bestimmt. Schon bald nahm es jedoch auch Kranke auf.

Am 17. Juli 1899 schließlich wird der Bau offiziell als Krankenhaus eingerichtet: in der dreigeschossigen Klinik sind zwölf Krankenzimmer. zwei Schwestern- und ein Operationsraum untergebracht. 1906 wird das „Wirtschaftsanwesen St. Johannis-Mühlgasse 25“ noch dazu erworben, weil die vorhandenen Krankenbetten längst nicht mehr ausreichen. Zehn Jahre später bereits kann auf dem Gelände des dazugehörigen „Kaffeegartens“ eine neue Klinik gebaut werden, die am 1. Dezember 1928 feierlich eröffnet wird.

Am 1. Juli 1933 geht die Klinik Hallerwiese in den Besitz der Diakonissenanstalt Neuendettelsau über, die ein Jahr später das „Gemeiner Haus“, St. Johannis-Mühlgasse 19, dazu kauft; es wird als kleines Altenheim eingerichtet. 1938 kommt eine staatlich anerkannte Krankenpflegeschule hinzu. Ende des zweiten Weltkrieges wird das Klinikgebäude von Spreng- und Brandbomben fast völlig zerstört. Trotz großer Schwierigkeiten beginnt die Diakonissenanstalt mit dem Wiederaufbau. 1949 können wieder Kranke aufgenommen werden; das Haus ist aber ein Geschoß niedriger als vorher. 1955 werden zwei nördlich angrenzende Grundstücke erworben: St. Johannis-Mühlgasse 1 und Johannisstraße 21; auf diesem Gelände entsteht ein Schwesternwohnheim. In den nächsten Jahren wird auf der Hallerwiese eine Ausbildungsstätte für Krankenhaushelferinnen und hauswirtschaftliche Lehrlinge eröffnet.

Zur Zeit können in der Klinik Hallerwiese 200 Patienten .aufgenommen werden. Die Kapazität von 82 Krankenzimmern wird jedoch der Nachfrage schon lange nicht mehr gerecht. Heinz Miederer hofft, daß sobald wie möglich mit dem Neubau begonnen werden kann. Nach den Plänen von Architekt Walter Mayer soll die Klinik eine 0perations- und Medizinische Bäderabteilung sowie Krankenstationen mit 150 Betten und eine Hauskapelle aufnehmen. Nach vorsichtigen Schätzungen wird dieser Neubau anstelle des ersten Krankenhauses 20 Millionen DM verschlingen.

Weiter ausdehnen kann sich die Klinik Hallerwiese aber nicht. Dem Architekten bereitete es schon große Schwierigkeiten, die Abstandsflächen einzuhalten. Ob in zehn Jahren die Kapazität noch ausreicht, bleibt dahingestellt „Das einzig Richtige wäre, hier Hochhäuser hinzustellen, doch das geht leider nicht“, meinte resignierend Schwester Leni Müller.

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