9. November 1970: Rathaus zog die meisten Besucher an

9.11.2020, 07:05 Uhr
9. November 1970: Rathaus zog die meisten Besucher an

© Ulrich/Fischer

Dennoch gab es bei den Hauptanziehungspunkten Rekordbesuche: in die Rathäuser kamen 12.200 Nürnberger, 7.776 interessierten sich für die Polizei, auf dem U-Bahn-Gelände in Langwasser drängten sich 6.700 Besucher, die Müll-Oper zählte 4.500 Gäste und lediglich die Feuerwehr war mit 4.229 Besuchern nicht so stark frequentiert wie in den letzten Jahren.

Nach dem Mittagessen strömten sie hinaus zu Nürnbergs moderner Müllverbrennungsanlage und ließen sich auch durch den penetranten Geruch nicht von ihrem Vorhaben abbringen, einen Blick in die riesigen Verbrennungsöfen zu riskieren. Schlange mußten sie stehen, um einen Film über diese Art der Energiegewinnung anschauen zu können, denn auch hier war das Interesse groß.

Noch schlimmer ging es bei den Fahrten zum „Hafen am Europakanal“ zu. Obwohl die Platzkarten einige Tage zuvor bereits ausverkauft waren, hofften zahlreiche Optimisten auf freigebliebene Plätze. Sie wurden enttäuscht – die Busfahrt zum Hafen ließ kaum einer der Kartenbesitzer ausfallen. Kein großer Andrang herrschte dagegen am Samstag im Kunstpädagogischen Zentrum im Germanischen Nationalmuseum. Der verkaufsfreie Tag wurde von vielen ausgiebig genutzt, so daß nur einige – meist ältere – Leute sich für das interessierten, was in dem im Februar 1970 gegründeten Zentrum geschieht.

Der Sonntagmorgen des „offenen“ Wochenendes gehörte den Kindern, vor allem den kleinen Buben. Für sie ging bei der Besichtigung der Feuerwehr ein Traum in Erfüllung. Endlich durften sie in einem richtigen blankgeputzten knallroten Feuerwehrauto sitzen und sich als „Feuerwehrhauptmann“ fühlen. Die Eltern ließen sich unterdessen im Telegraphenzimmer erklären, wie die Einsatzzentrale funktioniert. Man zeigte sich sehr beeindruckt, besonders als ein Feuerwehrmann die Richtzeit zum Ausrücken bekanntgab: in 45 Sekunden hat alles einsatzbereit zu sein.

Von der Feuerwehr zur Polizei ging für viele der Rundgang weiter. Diesmal hatte man unter dem Motto: „Nürnberg ist eine sichere Stadt – dafür sorgt unsere Polizei“ im Präsidium den Gästen Tür und Tor geöffnet. Großes Interesse fand der sonst bei den Kraftfahrern nicht sonderlich beliebte Radarwagen. Auch „Grüne Minna“ und blinkende Handschellen ließ man sich lieber unverbindlich zeigen. Sachverständig gab sich so mancher Mann am Rauschgiftstand, wo ein ganzer Berg Hasch zu bewundern war: „Der ist bestimmt mit Kohle versetzt, weil er so dunkel ist.“ Mit einem leichten Gruseln blickten besonders die Frauen auf den „Tatort 1970“, wo ein ganzes Sammelsurium von Instrumenten zur Spurensicherung aufgebaut war.

Wer die Lochgefängnisse bereits im letzten Jahr besucht hatte, ging heuer einmal in das Nürnberger Rathaus, das sich schon im letzten Jahr als Besuchermagnet erwiesen hatte. Die Sitzungssäle wurden gebührend bewundert und das Modell der Rathäuser eingehend von allen Seiten betrachtet. Filme und Lichtbildervorträge ergänzten hier wie anderswo den Einblick in die Verwaltung.

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