Anke König: Nürnbergs neue "First Lady" im Porträt

7.6.2020, 05:44 Uhr

Ein sonniger Mittwochnachmittag, überpünktlich kommt Anke König in den lauschigen Garten des Griechen in Erlenstegen gelaufen. Turnschuhe, sportliche Hose und ein lockeres blaues Leinenoberteil, die blonden, langen Haare offen. Offen ist auch ihr Lächeln, nachdem sie die Stoffmaske abgenommen hat. Zur Begrüßung legt sie die Handflächen auf fernöstliche Art und Weise zusammen und deutet eine leichte Verbeugung an. Sie hat diesen Ersatz fürs Händeschütteln gewählt. "Manche könne damit nichts anfangen, ich finde diese Art ganz schön", sagt sie.

Es ist das erste Interview mit der Presse für die 39-Jährige. Künftig könnten es dann etwas mehr werden. Denn schließlich ist sie die Ehefrau des neuen Nürnberger Oberbürgermeisters Marcus König. Sozusagen Nürnbergs neue "First Lady". Ein Begriff, gegen den sie sich sträubt. "Damit kann ich gar nichts anfangen", betont sie.

Selbstdarstellung ist nicht ihre Sache, das wird schon nach den ersten Minuten des Gespräches klar. Freundlich, aber zurückhaltend, ja, fast ein bisschen schüchtern antwortet die Fränkin auf die Fragen. Künstliche Verstellung ist nicht ihre Sache. Weder optisch noch in dem, was sie sagt. "Ich bin so, wie ich bin. Wenn ich mir selbst treu bleibe, kann nicht viel falsch laufen", findet sie. Vor allem sei es ja auch nicht sie, die im Fokus stehe, betont sie, sondern ihr Mann. "Es ist sein Job."

Lob an Vogängerin Petra Maly

Ihre Vorgängerin Petra Maly hat das gut gehandhabt, findet sie. "Sie war unterstützend dabei, aber nie im Vordergrund." Wie sie, hat nun auch Anke König die Tunnel-Patenschaft für den Ausbau der U 3 übernommen. Ansonsten ist sie ganz dankbar, dass sie sich durch die Corona-Pause ein bisschen langsamer in ihre Rolle hineinfinden kann. Große Grübeleien stellt sie deshalb nicht an: "Man wächst doch mit seinen Aufgaben. Und auch ich werde damit sicher noch etwas reifen", glaubt sie.

Ein wenig üben konnte sie die Rolle schon: beim CSU-Ball, den sie dieses Jahr zusammen mit ihrem Mann als Gastgeber eröffnet hat. "Bälle sind eher, na ja", zögert sie kurz, "Pflichtprogramm. Aber es ist auch toll zu sehen, wie kreativ die verschiedenen Bälle gestaltet werden." Richtig beeindruckt hat sie dagegen eine andere Veranstaltung: die Verleihung des Menschenrechtspreises.

Anke König ist ein "Bewegungsmensch"

Geboren ist Anke König in Nürnberg, aufgewachsen in Sankt Peter und Großreuth. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Erlenstegen und arbeitet als angestellte Steuerfachwirtin. Der gemeinsame Sohn Jakob ist sieben Jahre alt und geht auf die Gebrüder-Grimm-Schule. Ihn zu Hause zu unterrichten, sei schon eine Herausforderung gewesen, erzählt sie. "Aber wir haben eine super Lehrerin und er hat auch gut mitgemacht." Mathe, Rechnungswesen und vor allem Sport waren ihre Lieblingsfächer als Kind. Von den Bundesjugendspielen ging sie nie ohne Ehrenurkunde nach Hause. Auch heute bezeichnet sie sich noch als "Bewegungsmensch".

Freunde trifft sie lieber bei einem Spaziergang, als sich in ein Café zu setzen. Auch schon vor Corona-Zeiten. "Da plaudert es sich irgendwie leichter", findet sie. "Und im Büro sitze ich eh schon genug." Ihr Lieblingsort in Nürnberg ist, passend dazu, der Wald in Erlenstegen. Hier joggt sie auch gerne ab und zu, genau wie ihr Mann. Und Sohn Jakob fährt dazu Rad. "Aber langsam wird er mir zu schnell", sagt König lachend.

Wenn sie ihn von der Schule abholt, dann lieber in Wanderschuhen oder in Sneakern. Sie bevorzugt es eher bequem als stöckelig. "Bei Schuhen ist mir wichtig, dass ich damit gut laufen kann", sagt sie. Sich modisch besonders herauszuputzen, ist nicht ihr Ding. "Mir gefällt es zwar an anderen, aber ich bin eher praktisch veranlagt", sagt sie. Shopping zählt somit auch nicht zu ihren Hobbys.

Apropos Hobbys: "Eine Lesemaus war ich nie", sagt König. Wenn, dann darf es gerne etwas Leichteres in Richtung Ildikó von Kürthy sein. "Ich weiß, seicht", fügt sie fast entschuldigend dazu. Musik hört sie querbeet. "Alles, was gute Laune macht." Am Feierabend schaut sie zur Entspannung auch gerne mal eine Serie, gern auch etwas Älteres wie "Die Bill Cosby Show".

Die Königs kennen sich schon seit der Grundschule

Ihren Mann kennt sie schon, seit sie in der vierten Klasse gemeinsam an der damaligen Scharrer-Grund- und Hauptschule die Schulbank drückten. Und sich befreundeten. "Unsympathisch waren wir uns schon da nicht", sagt sie und lacht. Nach der Schule verlor man sich aus den Augen, über die sozialen Medien fanden sie sich 2009 wieder, seit 2015 sind sie verheiratet. "Wir gleichen unsere Defizite gut aus", sagt König. "Wenn er sich über etwas aufregt, kann ich eher drüberstehen. Er wiederum kann leichter mit allen möglichen Menschen umgehen."


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Vor allem gibt es viele Gemeinsamkeiten: Beide joggen gerne, beide zieht es nicht in die Ferne. Beim Urlaub sind sie Wiederholungstäter: Über Weihnachten reisen Königs immer in dasselbe österreichische Örtchen, "unsere zweite Heimat" – den eigenen Tannenbaum mit im Gepäck. Im Sommer sollte es wieder an die Mecklenburgische Seenplatte gehen. Vielleicht bleiben sie aber doch lieber da und besuchen den Opa auf dem Land. Eine Lieblingsstadt, außer Nürnberg, hat Anke König aber doch: Paris. "Das ist zwar etwas seicht, wegen Stadt der Liebe und so, aber mir gefällt’s einfach. Und man kann viel laufen dort!" Indisch geht sie gerne essen und kocht auch zu Hause mal so. Lieber am Herd steht allerdings ihr Mann. Der fabriziert gerne Deftiges wie Braten und Co. "Ich bin dann eher dafür zuständig, dass auch mal was Gesünderes dabei ist", erzählt sie.

Über politische Themen mit ihm oder im Freundeskreis zu sprechen, macht ihr Spaß. "Da sag’ ich schon meine Meinung." Die nicht immer deckungsgleich mit der ihres Mannes sein muss. Politische Ambitionen hat Anke König aber keine. "Das ist nicht meine Welt. Da muss man schon ein besonderer Typ Mensch sein, den ich nicht verkörpere", sagt sie. CSU-Mitglied ist sie nicht. Umweltthemen liegen ihr am Herzen. "Sofern sie wirtschaftlich umsetzbar sind", fügt sie an. Lastenfahrräder findet sie eine gute Sache – oder das Bienenvolksbegehren, wofür ihr Mann sich auch mit einsetzte, was ihm bald den Spitznamen "Bienenkönig" eintrug. "Ich finde, das hat mehr mit gesundem Menschenverstand zu tun als mit einer Partei", sagt sie. "Wir haben ein Kind, da möchte ich natürlich, dass unser Sohn später auch noch gute Luft hat."

Marcus König muss immer noch den Müll rausbringen

Große Veränderungen nach der Wahl habe es nicht gegeben. "Er muss immer noch den Müll rausbringen", sagt sie und lacht. Eine "Bewunderin" sei sie bestimmt nicht. "Ich bin niemand, der ihn in den Himmel hebt." Dass Menschen jetzt anders auf sie reagieren, hat sie noch nicht festgestellt. "Aber vielleicht kommt das noch . . ." Die Fränkin nimmt die Dinge eher gelassen. Nicht umsonst hat sie ein chinesisches Schriftzeichen als Tattoo, das für das Glück steht. Das gehört bei allem dazu, glaubt sie. "Du kannst noch so viel arbeiten, der Funke Glück muss auch immer dabei sein", sagt sie auch im Hinblick auf die Wahl zum OB. Für die Amtszeit schaut sie optimistisch in die Zukunft: "Ich denke, wir kriegen das gut hin."

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