Spenden, die ankommen

"Armut ist eine Frage der Definition"

Matthias Oberth

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7.12.2022, 16:51 Uhr

Er kennt die vielen Gesichter der Armut, die sich nicht nur am zu geringen Gehalt ablesen lassen. Redakteur Wolfgang Heilig-Achneck hat oft genug Geschichten gehört, wo eine augenscheinliche Kleinigkeit Menschen aus der Bahn geworfen hat. Er kennt aber auch die Tragödien, die über Familien ohne ihr Zutun hereinbrechen und einen mehr oder weniger sprachlos zurücklassen.

In den über 20 Jahren, in denen er "Freude für alle", die Spendenaktion des Verlags Nürnberger Presse, federführend begleitet, ist Wolfgang Heilig-Achneck dennoch nicht abgestumpft, erzählt er im Podcast "Horch amol". Im Gegenteil. "Die Neugierde, die jeden Journalisten antreiben sollte", ist nach wie vor da und vor allem der Wunsch, direkt mit den Menschen in Kontakt zu treten.

Dunkle Seite des Lebens

"Es ist schon erstaunlich, dass die Betroffenen meist ganz offen über die Umstände sprechen, warum sie in Not geraten sind", sagt Heilig-Achneck. Und ja, man muss sich schon die Zeit nehmen, um dem Menschen die Gelegenheit zu geben, sich zu öffnen. Gerade, weil es hier ja häufiger um die dunkle Seite eines Lebenswegs geht, von der die Wenigsten gerne sprechen.

Vielleicht ist es ihm gerade deshalb so wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Grenze hin zur Armut sich nicht am monatlichen Gehalt oder an der Obergrenze für einen Spargroschen festmachen lässt. Beispielsweise kann eine kaputte Waschmaschine das Budget einer alleinerziehenden Mutter völlig überstrapazieren, ihr Gehalt liegt aber vielleicht gerade mal so, dass eine Hilfsleistung über das Amt nicht möglich ist.

Der Staat kann nicht alle Probleme lösen

"Wir versuchen, unbürokratisch zu helfen und schauen nicht, ob jemand ein paar Euro zu viel auf der hohen Kante hat", so Heilig-Achneck. Die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Sozialdiensten sei dabei extrem wichtig. Denn diese Einrichtungen kennen die Menschen vor Ort und wissen, wo Hilfe nötig ist. Für den Redakteur ist dabei auch klar, dass die öffentliche Hand nicht alle Armuts-Probleme lösen kann, auch "wenn da finanziell noch mehr getan werde müsste". Weil dem so ist, sei eine Aktion wie "Freude für alle" - bei der alle Spenden zu 100 Prozent bei den Betroffenen landen - so wichtig. Hier gibt es Unterstützung, wenn der Sozialstaat längst an seine Grenzen stößt.

Das geht natürlich nur, wenn die Spendenbereitschaft aus der Bevölkerung weiterhin vorhanden ist. Und hier zeigt sich Wolfgang Heilig-Achneck richtiggehend begeistert vom bisherige Rücklauf. "Wir haben geglaubt, dass Inflation und Energiekrise hier für einen Dämpfer sorgen werden, aber das ist bislang nicht der Fall - wofür wir unglaublich dankbar sind."

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