Aufregung um gestrichene "Kurse für Kinder" am Bildungszentrum
24.2.2021, 05:57 UhrDie Fähigkeit zu lernen ist Grundvoraussetzung dafür, sich den Gegebenheiten des Lebens und der Umwelt anpassen zu können, darin sinnvoll zu agieren und sie zu gestalten. So steht es auf der Homepage des Bildungszentrums Nürnberg (BZ) geschrieben - unter der Rubrik "Kurse für Kinder".
"Wir möchten mit unserem Programmangebot viele unterschiedliche Spuren legen, die bei Kindern Neugierde und Spaß am Lernen wecken. Ohne Notendruck und in kleinen Gruppen können Kinder sich optimal entfalten, mit viel Phantasie an ein Thema herangehen und 'eigene Spuren' hinterlassen", heißt es weiter. Doch so schön die Ziele auch klingen mögen: Im Sommer ist Schluss. Die "Kurse für Kinder" werden eingestellt.
Kursleiter Michael Bachhofer (Name geändert) kann es noch immer nicht glauben. Wie andere Kolleginnen und Kollegen ist er entsetzt, dass er seine Arbeit im September nicht wie gewohnt fortsetzen darf. Die ersten Angebote mit dem Kinderkino in der Pilotystraße gab es bereits 1985. Ein systematisches Programm für Kinder und Jugendliche läuft seit 2001, wie Rita Kamm-Schuberth, Leiterin der Abteilung Marketing am Bildungscampus, erklärt.
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Seit Jahren bietet das BZ über 50 Kurse für Kinder pro Halbjahr an. Laut Bachhofer gibt es damit Tausenden Kindern aus allen sozialen Milieus der Stadt die Möglichkeit, ihre persönliche Entwicklung durch qualitativ hochwertige Kurse zu fördern. Zahlreiche Kinder hätten dadurch starke persönliche Defizite in enorm wichtigen Entwicklungsbereichen wie Sozialität, Motorik und kulturelle Bildung ausgleichen können.
Suche nach Alternativen nötig
"Derzeit wird zurecht beklagt, dass Kindern durch den Wegfall des Präsenzunterrichts Chancen für ihr Leben genommen werden", sagt Bachhofer: "Wieso werden dann ausgerechnet jetzt zusätzliche Bildungsmöglichkeiten ohne Not gestrichen?" In den Ferienzeiten hätten sich Eltern bisher darauf verlassen können, ihre Kinder in die Hände von geschultem Fachpersonal geben zu können, das die schulfreie Zeit in konzipierten Ferienprogrammen mit wertvollen Inhalten füllte. "Nun müssen sich Eltern um fragwürdige Alternativen kümmern", sagt Bachhofer.
Doch nicht nur um die Kinder macht er sich Sorgen. Dutzende Kulturschaffende würden eine regelmäßige und wichtige Einnahmequelle verlieren. "Die Schließung des Fachbereichs trifft diese Personen, die an der Basis der kulturpädagogischen Arbeit tätig sind, besonders hart, da deren Einnahmen bereits seit einem Jahr gegen null gehen", beklagt Bachhofer. Für ihn steht fest: "Für eine Stadt mit eigener Kinderkommission, einer 'Straße der Kinder' sowie Ansprüchen auf den Titel einer europäischen Kulturhauptstadt stellt diese bisher alternativlose Entscheidung ein Armutszeugnis dar."
Erwachsenenbildung im Fokus
Doch warum stellt das Bildungszentrum die "Kurse für Kinder" überhaupt ein? An Arne Zielinski liegt es jedenfalls nicht, wie er selbst sagt. Der neue Direktor am Bildungscampus Nürnberg ist erst seit dem 18. Januar, also seit wenigen Wochen, im Amt. Die Entscheidung sei jedoch schon im Vorjahr gefallen, betont Zielinski.
2020 sei mit Blick auf die Corona-Pandemie und ihre Folgen ein "in vielerlei Hinsicht schwieriges Jahr" gewesen. Mit Corona habe die Entscheidung, die Kinderkurse einzustellen, aber nicht direkt etwas zu tun gehabt. Sie sei vielmehr ein Ergebnis in einem strategischen Prozess gewesen. So soll das BZ seinen Fokus künftig noch stärker auf die Erwachsenenbildung richten.
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Im Planetarium und in der Stadtbibliothek soll es auch künftig zahlreiche Angebote für Kinder geben und die Zusammenarbeit mit den Schulen weiter intensiviert werden, betont Zielinski. Die Gefahr, dass es künftig an Angeboten für Kindern mangeln könnte, sieht der Leiter des Bildungscampus nicht - und verweist auf das breitgefächerte Repertoire des Amtes für Kultur und Freizeit, aber auch auf bestehende Angebote des Sozialamts, von Musikschulen, Kirchen und freien Trägern.
Gespräche angekündigt
Die Sorgen der betroffenen BZ-Kursleiter könne Zielinski er nachvollziehen. Mit ihnen, so verspricht er, sollen Gespräche geführt werden, ob sie künftig vielleicht andere Aufgaben übernehmen können.
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