Pflegeheim-Neubau
August-Meier-Haus: Pflegeheim entsteht im Osten Nürnbergs
4.6.2021, 06:00 UhrAuf der Terrasse bei Kaffee und Kuchen sitzen, in einen Garten mit majestätischen Eichen blicken, einem Konzert lauschen: Das soll alles ab 2023 an der Regensburger Straße möglich sein. Das neue August-Meier-Haus will nicht nur ein modernes Pflegeheim sein, sondern auch Anlaufstelle für alle Menschen aus den umliegenden Stadtteilen.
Diese "Quartiersöffnung", ist ein zentraler Punkt des Konzepts für das neue Haus. Vereine sollen Räume nutzen können. Cafeteria, Friseursalon und Außenanlagen sind öffentlich zugänglich.
Im Mittelpunkt steht freilich die Pflege: 158 stationäre Plätze sind geplant, gut 30 davon für Menschen mit Demenzerkrankung. Zehn der 158 Plätze sind in einer "Pflegeoase" sind für besonders pflegebedürftige und bettlägerige Menschen, die auch an Demenz erkrankt sein können, reserviert.
Privatheit ist wichtig
Untergebracht werden die Bewohnerinnen und Bewohner in Einzelzimmern. Privatheit sei wichtig, sagen Michael Pflügner und Barbara Sterl vom NüSt. Aber auch ein Leben in Gemeinschaft soll möglich sein: Zwölf bis 15 Pflegebedürftige teilen sich jeweils eine Gemeinschaftsküche und einen Wohnbereich. Zu den 158 stationären Plätzen kommt eine Tagespflege-Einrichtung für 16 Besucherinnen und Besucher, die zusätzlich eine integrierte Nachtpflege mit vier Plätzen bietet.
Wie eine NS-Zwangsarbeiterunterkunft zum Seniorenheim wurde
Derzeit leben 131 Menschen im August-Meier-Heim. Die Bestandsbauten genügten schon lange nicht mehr den Anforderungen für Pflegeeinrichtungen. Für das neue Gebäude, das auf dem Heimgelände entsteht, wurde im September 2020 der erste Spatenstich gesetzt. Die Arbeiten laufen seitdem nach Plan, wie Barbara Sterl berichtet: "Man sieht jeden Tag einen Fortschritt." Im Rohbau sind schon die unterschiedlichen Geschosshöhen mit maximal vier Stockwerken zu erkennen. Der Neubau wird im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft (ÖPP) errichtet. Beauftragt wurde die Baufirma Georg Reisch aus Bad Saulgau, die später auch für den Betrieb der Haustechnik verantwortlich ist.
Verzicht auf fossile Energieträger
Ursprünglich hatte NüSt mit rund 34 Millionen Euro Baukosten kalkuliert. Diese sind nun auf etwa 35 Millionen Euro gestiegen. Der Grund: Der städtische Träger will auf fossile Energieträger verzichten und stattdessen mit einer Wärmepumpe heizen und den Strom in weiten Teilen über eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach selbst erzeugen. "Das verursacht zwar zunächst höhere Kosten, aber es lohnt sich für uns", hat Barbara Sterl durchgerechnet. Unter anderem bekommt NüSt hohe Zuschüsse von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) für die klimafreundliche Technik.
Apropos Zuschüsse: Die 35 Millionen Euro Baukosten muss NüSt nicht alleine schultern. "Etwa 40 Prozent kommen aus Fördermitteln", berichtet Werkleiter Michael Pflügner. Neben der KfW legt beteiligt sich das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege mit fast zehn Millionen Euro. Eine großzügige Zuwendung der "Fritz und Dr. Edith Rieder-Stiftung" ermöglichte die Einrichtung der Tagespflege. Weiterhin hat die evangelische Kirche versprochen, den überkonfessionellen Andachtsraum auszugestalten.
Pflegende Angehörige fordern mehr Flexibilität bei Verhinderungspflege
Im Laufe des Jahres 2023 sollen die Bewohnerinnen und Bewohner des bestehenden August-Meier-Heims nach und nach in den Neubau umziehen. In dem Bestandsbau bleiben weiterhin die Zentralküche für alle NüSt-Einrichtungen, das Pflege-Praxis-Zentrum sowie die zentrale Verwaltung des städtischen Pflege-Trägers. Was mit den denkmalgeschützten Gebäuden aus den späten 1930er-Jahren passieren wird, ist noch unklar und muss erst im Stadtrat diskutiert werden.
Plakette für Namenspatron August Meier gefordert
Die SPD-Fraktion hat derweil beantragt, dass eine Tafel oder Plakette an den Namensgeber erinnern soll: August Meier (1885-1976) war ein Nürnberger SPD-Politiker und Geschäftsführer der SPD-Zeitung "Fränkische Tagespost". Meier saß von 1919 bis 1966 für die SPD im Nürnberger Stadtrat, eine Unterbrechung gab es während der NS-Diktatur. Nach Kriegsende war er Vorsitzender des SPD-Kreisverbandes Nürnberg und zeitweise Vorsitzender des damaligen SPD-Bezirks Franken.