Biergarten mit Auflagen: Viele Gäste sind sehr reserviert

Johannes Handl

Lokalredaktion

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23.5.2020, 05:51 Uhr
Biergarten mit Auflagen: Viele Gäste sind sehr reserviert

© Foto: Claudia Lehner

Der Begriff Stammgast trifft auf Stephan Heil nur bedingt zu. Zwar schaut er regelmäßig in Nürnbergs Gaststätten und Biergärten vorbei. Das hat aber in erster Linie berufliche Gründe. Heil arbeitet für das Ordnungsamt und sieht als Sachgebietsleiter für Gaststätten nach dem Rechten. Seit vergangenem Montag darf die Gastronomie im Außenbereich wieder öffnen, wenn strikte Vorgaben eingehalten werden. Heils Eindruck: "Es funktioniert sehr gut."

Bußgelder mussten laut Heil bislang keine verhängt werden. Er steht in engem Austausch mit den Gastronomen, die sich auch vor Corona schon das ganze Jahr über an Heil wenden konnten. Derzeit seien vor allem Fingerspitzengefühl und Aufklärungsarbeit gefragt.

Endlich wieder im Freien sitzen und gemütlich ein Bierchen oder ein Glas Wein trinken: Während die einen kaum erwarten konnten, dass die Biergärten wieder aufgemacht haben, sind andere genervt von den Vorgaben oder bleiben aus Angst vor einer Infektion zu Hause. Die meisten Gäste, schätzt Heil, dürften Verständnis dafür haben, dass sie ihren Namen und ihre Telefonnummer – die Adresse ist nicht nötig – angeben müssen. Schließlich liege es auch in ihrem Interesse, informiert zu werden, falls jemand, der in unmittelbarer Nähe saß, Symptome aufweist.

Mit Maske im Biergarten? Gewöhnungsbedürftig

Warum persönliche Daten abgefragt werden, kann aber längst nicht jeder nachvollziehen. "Wenn ich bedenke, was das für ein Aufschrei mit der Datenschutzgrundverordnung war", schreibt etwa Christian Woiwode unter einem Facebook-Post der Nürnberger Nachrichten. "Man dürfte offiziell nicht mal mehr ein Gruppenfoto auf ner Hochzeit machen, wenn jemand, der ganz hinten links stand, was dagegen gehabt hätte. Und jetzt muss ich für jeden Biergartenbesuch meine Daten hinterlegen", bringt er sein Unverständnis zum Ausdruck.

Natürlich ist es gewöhnungsbedürftig, sich mit Maske einen Platz zuweisen zu lassen und diese aufsetzen zu müssen, wenn man austreten möchte. Die meisten dürften jedoch froh sein, überhaupt wieder ein paar unbeschwerte Stunden im Biergarten verbringen zu dürfen. Von Zuständen wie vor der Corona-Krise kann dennoch keine Rede sein. "Viele Gäste sind sehr reserviert", sagt Gerhard Engelmann, Bezirkgsgeschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA). Aus Angst, sich zu infizieren, blieben selbst frühere Stammgäste vorerst lieber daheim. Am Vatertag sei in Mittelfranken vielleicht ein Drittel so viel los gewesen wie in den Vorjahren.

Mohrle Betzenmüller möchte die Gastronomie in dieser schwierigen Phase auch weiterhin unterstützen. Ihre Erfahrungen sind jedoch höchst unterschiedlich, wie sie auf Facebook schreibt: "Ich war am Montag in Nürnberg essen und es war alles super. Wir haben auch den Zettel mit Daten ausgefüllt. Die Tische und Stühle wurden beim Verlassen mit Desinfektionsmittel geputzt usw." Ganz anders sah es tags darauf aus. "Dienstag sind wir woanders in Nürnberg essen gewesen. Da wurde auf nichts geachtet." Das Besteck sei in Behältern von Tisch zu Tisch gereicht, die Tische nach dem Verlassen nicht gereinigt worden. Zettel zum Ausfüllen? Nicht vorhanden.

Vorgaben missachtet?

Asterios Dangas, Geschäftsführer des Gasthofs Pension Lindenhof in Schmidmühlen, kritisiert, "dass einige Betriebe die Vorgaben des Gesetzgebers so schamlos missachten, dass eben diese eine klaren Wettbewerbsvorteil haben." Gäste könnten sich demnach sagen, "ich geh lieber zu XY, weil ich mich dort nicht einschränken muss, weil ich dort keinen Abstand zu meinen Stammtischbrüdern halten muss und der Mund-Nasen-Schutz ja auch nur störend ist". Doch auch Gegenteil könne der Fall sein, wie eine Leserin antwortet: Andere Besucher seien froh, wenn die Maßnahmen korrekt umgesetzt werden, um geschützt zu werden.

Im Mögeldorfer Restaurant Schöne Aussicht haben sich laut eigener Aussage alle Gäste ohne Ausnahme "toll verhalten, ohne zu meckern". Die einzige Schwierigkeit bestand darin zu erkennen, welche Gäste zu den erlaubten zwei Haushalten gehören. Ansonsten sei alles reibungslos verlaufen. "Alle waren erst mal richtig froh, wieder mal draußen zu sitzen und die Biergartenatmosphäre zu genießen."

Ab kommenden Montag dürfen Gastronomen auch im Innenbereich Gäste begrüßen. Stephan Heil ist zuversichtlich, dass sich die Beteiligten auch dort an die Vorgaben halten werden. Das Ordnungsamt wird jedenfalls genau hinschauen.


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