Das Delfin-Dilemma

Bill Kaulitz hat Tränen in den Augen - Ist der Nürnberger Tiergarten schuld?

Carolin Heilig

Volontärin

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29.5.2024, 10:34 Uhr
Die Kaulitz Zwillinge haben für Tierhaltung in Zoos wenig übrig.

© IMAGO / Panama Pictures; IMAGO / Westend61 Die Kaulitz Zwillinge haben für Tierhaltung in Zoos wenig übrig.

"Tiergarten, Zoo oder Zirkus - egal was es ist: Tiere hinter Scheiben, das ist immer scheiße" - diese Aussage haben Bill und Tom Kaulitz vor einigen Wochen in ihrem Podcast "Kaulitz Hills" getroffen.

Konkreter Anlass für ihre Wut: die mögliche Paviantötung im Nürnberger Tiergarten und das hiesige Delfinarium. Die beiden Musiker, unter anderem bekannt durch ihre Band "Tokio Hotel" und den Hit "Durch den Monsum" aus dem Jahr 2005, haben nämlich ein großes Herz für Tiere. Haltung in Zoos oder Tiergärten gefallen ihnen hingegen überhaupt nicht.

Und das schon seit ihrer Kindheit. Alles begann mit Hasen als Haustier und Besuchen im Tierheim. Sie seien wahnsinnig tierlieb aufgewachsen, beschreiben die Brüder. Ihre Eltern hätten ihnen diese Werte vermittelt. Während Besuchen im Tierheim wurden die Jungen dafür sensibilisiert, dass es nicht allen Tieren gut geht. "Am liebsten hätten wir die alle mitgenommen", sagt Tom. Auch an Besuche im Zoo mit Oma und Opa könnten sie sich erinnern.

Heute setzen sie sich unter anderem für den Schutz von Meeressäugern ein. Das hat mehrere Gründe, erklärt Bill: "Es hat etwas mit der Größe zu tun. Ein so großes, majestätisches Tier wie einen Wal kann man nicht in ein so kleines Becken sperren. Das passt einfach nicht. Das ist sowas von falsch." Dazu käme die "emotionale Intelligenz" und die Sensibilität der Delfine. Aber auch andere Tiere wollen die Brüder lieber nicht eingesperrt sehen.

Zu ihrem Engagement für den Tierschutz gehört die Schaffung von Aufmerksamkeit für das Thema beispielsweise in ihrem Podcast "Kaulitz Hills". Sie arbeiten aber auch mit PETA und der "International Fund for Animal Welfare" (IFAW) zusammen, einer weltweit tätige gemeinnützige Organisation, die sich laut eigener Aussage für die Koexistenz von Tieren und Menschen einsetzt.

Begegnung mit Walen

Einmal schon konnten Bill und Tom Wale in freier Wildbahn sehen. Auf Einladung der IFAW fuhren sie vor Cap Cod, einer Halbinsel des US-Bundesstaates Massachusetts, mit Booten raus aufs offene Meer. Aufregend sei es gewesen, berichtet Bill: "Und wir wussten auch gar nicht: Wird das passieren? Werden wir Wale sehen?" Sie haben Glück! "Ich hatte Gänsehaut am ganzen Körper. Da begreift man, wie klein und unbedeutend wir sind. Wir waren mucksmäuschenstill, keiner hat einen Ton gesagt. Ich hatte fast Tränen in den Augen", berichtet Bill weiter.

Die Begegnung sei nicht selbstverständlich, man wisse nie, ob sich die Tiere zeigen oder nicht. Die Natur lasse sich eben nicht berechnen. Und genau in diesem Moment sei ihm einmal mehr klar geworden, sagt Tom, wie falsch es ist, Wale und Delfine in Becken zuhalten und in Shows auftreten zu lassen. Auf diese Weise garantiere man, dass der Mensch die Tiere sehen kann, wann er will. "Aber dieses Recht haben wir als Mensch nicht", findet Tom. Und es sei ja auch ganz einfach, auf den Besuch im Delfinarium zu verzichten. Das Geld für die Tickets könne man dann an Tierschutzprojekte spenden.

Bonusfolge mit Tom und Bill Kaulitz

Für Bill und Tom Kaulitz ist der Tierschutz eine Herzensangelegenheit. Die Antwort auf die Frage "Ist ein Delfinarium noch zeitgemäß?" liegt für die Brüder auf der Hand.

In fünf Podcastfolgen von "Das Delfin-Dilemma" werden diverse Perspektiven auf diese Frage beleuchtet. In der Bonusfolge des neuen Podcasts des Verlags Nürnberger Presse sprechen Bill und Tom über ihre Kritik an Tierhaltung im Allgemeinen und Delfinarien im Besonderen. Auch Nürnbergs Tiergartenchef Dag Encke kommt zu Wort. Er sieht vieles anders als die Kaulitz-Brüder. Die sechste Folge heißt "Bonusfolge mit Tom und Bill Kaulitz" und ist ab jetzt überall zu hören, wo es Podcasts gibt.

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