"Vernünftige Gründe"
Primatenproblem in Nürnberg: Tiergarten-Direktor verteidigt Tötungs-Pläne
15.2.2024, 13:13 UhrAm Donnerstag hat der Tiergarten Nürnberg darüber informiert, dass einige der 45 Guinea-Paviane, die der Zoo hält, getötet werden sollen, weil die Anlage nur für 25 Tiere ausgelegt ist. Daraufhin hat die Tierrechtsorganisation "Peta" in einer Mitteilung angekündigt, im Falle von Pavian-Tötungen Strafanzeige gegen die Verantwortlichen des Nürnberger Tiergartens zu erstatten und den Sachverhalt sorgfältig prüfen zu lassen.
Für Dag Encke, Direktor des Nürnberger Tiergartens, ist das keine Überraschung. Schon in der Vergangenheit habe es deshalb Anzeigen gegeben, die später fallengelassen wurden, erklärt Encke im Gespräch mit dieser Redaktion.
Auch die Entscheidung, Paviane zu töten, sei "keine Überraschungsnachricht" für den Tiergarten, so Encke. Seit 2009, seitdem betreut der Tiergarten die Pavian-Gruppe, sei bekannt, dass es dazu kommen könnte. "Wir wussten, dass wir an unsere Grenzen kommen werden", erklärt er. Andere Maßnahmen wie der Einsatz von Verhütungsmitteln hatten nicht den gewünschten Effekt erzielt. Die Verhütungsmittel hatten die Tiere demnach nicht fortpflanzungsunfähig gemacht. Auch der Versuch, die Tiere an andere Zoos abzugeben, sei diesmal gescheitert. "Wenn sich jetzt nicht noch kurzfristig Zoos finden, an die wir die Tiere abgeben können, müssen wir welche entnehmen."
Etwa 20 Paviane werden voraussichtlich getötet
Wie viele Tiere genau getötet werden müssen, ist laut Encke noch nicht klar. Er vermutet aber, dass es etwa 20 der Paviane sein werden, um die Populationsgröße zu erreichen, für die das Gehege ausgelegt ist. Nicht getötet werden trächtige Pavian-Weibchen, Jungtiere und Heranwachsende, so Encke.
Auch über die Vorgehensmethode müsse der Tiergarten noch entscheiden. Die Tötungen würden schrittweise erfolgen. Nach jedem einzelnen Schritt würde der Tiergarten die Pavian-Gruppe eine Zeitlang beobachten und dann entscheiden, ob noch mehr Tiere aus der Gruppe herausgenommen werden müssten.
Töten und Verfüttern nur mit "vernünftigen Gründen" erlaubt
Das Tierschutzgesetz stuft das Töten und Verfüttern von Zootieren grundsätzlich als gesetzwidrig ein, außer es liegen "vernünftige Gründe" vor. Im Fall der Paviane sieht Encke diese vernünftigen Gründe als gegeben: "Wenn die Gesellschaft sagt, das ist nicht gut und nicht schön, aber vernünftig, dann kann man die Gründe als vernünftig einstufen", ergänzt er.
Deshalb wird der Tiergartendirektor die Entscheidung auch vor dem Umweltausschuss der Stadt Nürnberg verteidigen. "Wir werden immer wieder Tiere töten müssen. Die Mortalität steuert die Population." Es sei die Pflicht der Menschen, sich um die Tiere zu kümmern und die Art zu retten, selbst wenn das Tötungen bedeutet, so Encke.
Nach der Tötung sollen die Paviane teilweise an andere Tiere verfüttert werden und an wissenschaftliche Einrichtungen zu Forschungszwecken gehen. Das Verfüttern sieht der Tiergartendirektor grundsätzlich ebenfalls als "vernünftigen Grund" an.
Deutscher Tierschutzbund kritisiert Tötungen
Das Vorgehen des Nürnberger Tiergartens sei kein Einzelfall, sagt James Brückner, Leitung des Fachreferats für Wildtiere beim Deutschen Tierschutzbund. "Vielmehr müssen wir beobachten, dass Zoos und Tiergärten das Töten von überzähligen Tieren als Methode für ihr Populations-Management etablieren wollen", so Brückner in einer Stellungnahme des Tierschutzbundes.