Corona-Infizierter in Nürnberger Club: "Mach1"-Party war nicht privat
26.8.2020, 06:27 UhrDas, was in der Nacht auf den 16. August im "Mach1" geschah, beschäftigt die Behörden weiter. Bei einer vermeintlichen Geburtstagsparty tauchte ein junger Mann auf, der sich zuvor mit dem Coronavirus infiziert hatte. Der Reiserückkehrer aus Spanien hätte eigentlich in häusliche Isolation gemusst, weil das Land während seines Aufenthalts bereits als Risikogebiet eingestuft war. Doch der Mann ignorierte die Quarantäne - und feierte in dem Nürnberger Innenstadtclub.
Damit könnte er die 87 Gäste der Party in Gefahr gebracht haben. Doch es droht weiterer Ärger. Wie die Stadt auf Nachfrage der Nürnberger Nachrichten bestätigt, war die Feier so gar nicht zulässig. "Es wurden Stichproben gemacht", sagt Sprecher Andreas Franke. Man habe bei mehreren Betroffenen aus Nürnberg Testanrufe gemacht, um zu prüfen, ob es sich wirklich um eine echte geschlossene Gesellschaft handelte. "Es war eine Geburtstagsparty", sagt Franke. Aber eben nicht nur - bei einer zweiten Veranstaltung kamen offenbar Menschen zusammen, die mit der anderen Feier nichts zu tun hatten. "Der Geburtstag war eher der kleinere Kreis."
Ordnungsamt leitet Verfahren ein
Wie es dazu kommen konnte, bleibt unklar. Die Suche nach dem ursprünglichen Veranstalter gestaltet sich schwierig, sagt die Stadt. "Wir haben Gäste kontaktiert, die von verschiedenen Leuten eingeladen worden waren", erklärt Robert Pollack, Leiter des Ordnungsamtes. Wer nun wirklich die Geburtstagsfeier veranstaltet hat, werde derzeit ermittelt. Das Ordnungsamt prüft die Vorwürfe und welche Rolle der Nürnberger Club "Mach1" darin spielt. "Wir haben ein Verfahren eingeleitet", sagt Pollack. Der Regelsatz bei derartigen Verstößen liege bei 5000 Euro. Noch teurer könnte die Aktion für den Mann werden, der die Quarantäne gebrochen hat. Ihm droht ein Bußgeld in Höhe von 10.000 Euro, erklärt ein Sprecher des Fürther Ordnungsamtes. Auch hier sei ein Verfahren eingeleitet worden.
Ein Gast der Party, der anonym bleiben möchte, erklärt gegenüber unserer Redaktion, es habe eine Liste gegeben, über die sich die Feiernden vorab anmelden mussten. "Am Einlass wurden die Namen abgehakt, die Gäste mussten sich dann aber nochmals gesondert mit Name und Telefonnummer in eine zweite Liste eintragen." Genau hier kam es offenbar zu mehreren falschen Angaben. Laut dem Fürther Landratsamt seien viele Einträge "unleserlich", "lückenhaft" oder schlichtweg falsch gewesen. Deshalb habe sich die Ermittlung der Kontaktpersonen schwierig gestaltet.
"Derjenige, der einlädt, muss seine Gäste auch kennen"
"Im Prinzip ist das Auslegen von Teilnehmerlisten nicht erlaubt", sagt Stadtsprecher Andreas Franke. "Sie müssen vorher fertig erstellt werden." Das sei zwar keine rechtliche Verpflichtung, wenn aber an der Tür eine zweite Teilnehmerliste geführt werde, sei das "nicht im Sinne einer geschlossenen Veranstaltung". Und die Party im "Mach1", dafür spricht derzeit viel, sei genau das eben nicht gewesen. "Derjenige, der einlädt, muss seine Gäste auch kennen", sagt Franke.
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Die Aufarbeitung läuft. Insgesamt seien 87 Menschen auf der Feier gewesen, teilt das Fürther Landratsamt auf Nachfrage mit: Der Großteil konnte ausfindig gemacht werden. Zwölf haben sich nach dem öffentlichen Aufruf von sich aus gemeldet, neun werden noch gesucht. Die Tests der Kontaktpersonen sollen jetzt in den kommenden Tagen stattfinden.
Gesundheitsamt: "Dann bräuchten sie Ausweiskontrollen"
Dass das System, mit dem die Gäste von Privatpartys erfasst werden, nicht konsistent ist, ist dem Nürnberger Gesundheitsamt bewusst. "Wir würden uns wünschen, dass die Listen weder lücken- noch fehlerhaft sind", sagt die stellvertretende Leiterin Andrea Brouer. Aber das sei in der Realität schwer umsetzbar. "Dann bräuchten Sie Ausweiskontrollen und einen polizeilichen Abgleich." Das jetzige Vorgehen sei zwar nicht "hundertprozentig wasserdicht", sagt Brouer, aber praktikabel.
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Wer falsche Angaben machen will, der schaffe das auch, ist die Amtsleiterin überzeugt. Auch dass die Personen, die an einer Party teilnehmen, vorab an die Behörden übermittelt werden, um Manipulationen auszuschließen, hält Brouer für wenig hilfreich. "Dann nehmen erst recht Menschen teil, die nicht auf den Listen stehen." Aus Sicht des Gesundheitsamts sei es wichtig, dass "jeder, der an diesem Abend die Pforte des 'Mach1' überschritten hat, erfasst wird."
Auch anderswo sind falsche Identitäten in der Rückverfolgung von Kontaktpersonen ein Problem - etwa im Fernbusverkehr. "Auch bei Flixbussen ist schwer nachzuvollziehen, wer dort wirklich auf dem Platz sitzt." Immer wieder stoßen die Mitarbeiter der Gesundheitsämter dabei auf falsche Angaben. "Umso wichtiger ist es, dass jeder selbstverantwortlich handelt."