Inzidenzwerte

Corona-Inzidenz: Doppelzählungen bescheren Nürnberg traurigen Spitzenplatz

Wolfgang Heilig-Achneck

Lokalredaktion

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10.5.2021, 15:45 Uhr

Der unerwartet hohe Wert am Montag sorgte für einige Aufregung, auch im Rathaus. "Uns waren schon vorher einige Diskrepanzen zwischen unseren Zahlen und denen des Robert-Koch-Instituts(RKI) aufgefallen", erläutert Umwelt- und Gesundheitsreferentin Britta Walthelm. Eine Analyse am Wochenende habe ergeben, dass Labor-Ergebnisse von Folgetests bei zuvor schon Getesteten irrtümlich als Neuinfektion erfasst wurden. "Unterm Strich geht es um etwa 300 Fälle, die wir jetzt einzeln überprüfen müssen, um die Statistik zu bereinigen." In der Realität habe es deshalb keine Steigerung der Infektionszahlen gegeben, der Sieben-Tage-Wert müsste weiter deutlich unter 200 liegen - mit sogar leicht sinkender Tendenz, versichert Walthelm. Die 300 Fälle müssen jetzt einzeln überprüft werden - und das wird einige Zeit in Anspruch nehmen.

Unabhängig davon gibt es auf die Frage nach den wichtigsten Faktoren weiterhin nur die schon häufig wiederholte Formel: "Den einen Treiber gibt es nicht". Das Infektionsgeschehen sei schließlich nicht lokal oder regional begrenzt, gab kürzlich die Leiterin des Gesundheitsamts, Katja Günther, zu bedenken. Aber warum führt das dann ausgerechnet in Nürnberg zu einer solchen Belastung?

OB auf Tauchstation?

Licht in das Dunkel zu bringen - das wünschen sich immer mehr Bürger. Und wundern sich, dass der Lockdown (trotz teilweise schärferer Vorgaben als in der Bundesnotbremse) hier offenbar weniger Wirkung zeige als andernorts. Die Politik der Stadt sei auch nicht hilfreich, mutmaßt etwa Andreas Beckert und wähnt den Oberbürgermeister "komplett auf Tauchstation". Die Impfquote sei in Nürnberg doch gar nicht so schlecht, gibt eine "mehr als frustrierte" Mutter von zwei Kindern zu bedenken. "Wir halten uns seit Monaten an die Regeln und trotzdem läuft scheinbar irgendwas gravierend falsch."

Rasch keimt auch der Verdacht auf, die Probleme könnten sich in bestimmten Wohnbezirken ballen - und obendrein sei die Scheu womöglich groß, das klar zu benennen. Helfen könnten da stadtteilbezogene Erhebungen und laufende Auswertungen. Die aber gibt es in Nürnberg bisher nur punktuell. Anders als etwa in Köln: Auf einer Online-Karte der Domstadt sind die jeweiligen Inzidenzwerte für jeden Bezirk abzurufen - dank einer Kooperation mit einem Fraunhofer-Institut aus der Nachbarschaft.

Freilich ist es längst mehr als eine Vermutung, dass allein schon die Lebensverhältnisse in dicht bebauten Stadtteilen mit engen Wohnungen eine zentrale Rolle spielen, dazu aber auch Pendlerströme und Arbeitsmigration sowie der überproportional hohe Anteil an Arbeitsplätzen, wo Abstände schwer einzuhalten (und vielleicht kaum zu kontrollieren) sind. Möglicherweise spielen indes auch Unkenntnis oder Vorbehalte eine Rolle, auch gegenüber dem Impfen.

Impfen in bestimmten Stadtteilen

"Deshalb wollen wir jetzt verstärkt auf Vereine und Organisationen zugehen, speziell auch von Zuwanderern, um Aufklärung zu verstärken", sagt OB Marcus König. Geplant sind auch Impfaktionen in verschiedenen Stadtteilen, natürlich mit verstärkter Einbeziehung der niedergelassenen Hausärzte. Für Gruppen wie die Erntehelfer im Knoblauchsland ist eine Impfaktion bereits angelaufen. Aktuell sind nur Einzelfälle aus landwirtschaftlichen Betrieben bekannt, so Umwelt- und Gesundheitsreferentin Britta Walthelm. Allerdings gelten gerade für die Erntehelfer strenge Quarantäne-Bestimmungen. Unter anderem, weil wiederholt Helfer zwar mit negativem Test eingereist waren, eine Nachprüfung aber doch ein positives Ergebnis brachte.

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