Wer seinen Müll loswerden will, muss warten. "Wir können die Kunden nur noch per Blockabfertigung reinlassen", erklärt Karsten Kochlowski, Leiter der Nürnberger Wertstoffhöfe. 15 bis 20 Fahrzeuge werden reingelassen, die Menschen können ihren Müll abgeben und erst, wenn alle 20 wieder draußen sind, dürfen die nächsten 20 einfahren.
Mindestens eine halbe Stunde
Mit dieser Taktik soll das Abstandsgebot erfüllt werden. Die Folge sind lange Wartezeiten. "Am Gründonnerstag mussten die Menschen bis zu zwei Stunden warten, um beim Wertstoffhof am Pferdemarkt reinzukommen", so Kochlowski.
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Am Ostersamstag kamen zu einem vergleichsweise wenig frequentierten Hof in der Haeberleinstraße zwischen 9.30 und 15 Uhr 665 Anlieferungen. "Am Pferdemarkt dürfte die Zahl doppelt so hoch gewesen sein." Dabei müsse man bedenken, so Kochlowski, dass der Hof am Pferdemarkt 50 Prozent des Müllaufkommens Nürnbergs auffängt. Der Rest verteile sich auf die übrigen fünf Höfe. Mit mindestens einer halben Stunde Wartezeit muss man derzeit rechnen, eine günstige Zeit gibt es nicht, voll ist es immer. "Es kommen mehr Fahrzeuge, aber die Müllmenge ist vergleichbar mit der im April 2019", erklärt Kochlowski.
"Traditionell sind der April mit dem Frühjahrsputz, der August mit den Ferien und der Oktober mit der Wintervorbereitung die stärksten Monate. Auffällig ist, dass mehr Kleinanlieferer dabei sind. Typisch ist der Kunde, der jetzt im Keller noch die eine Rolle alte Tapete findet und die sofort loswerden will." Und manch einer nutzt die Entsorgung für einen Familienausflug. Auf Kochlowskis Frage, warum ein Vater seine Kinder mit zum Recyclinghof bringe, bekam er die Antwort: "Die Kleinen müssen doch auch mal raus."
Kreative Ausreden
Für die Nürnberger ist die Benutzung der Wertstoffhöfe kostenlos, weil diese über die Müllgebühren finanziert werden. Doch weil im Umland viele Entsorgungsstellen geschlossen sind, versuchen derzeit auch Menschen von dort, in Nürnberg Müll loszuwerden. Doch wer nicht nachweisen kann, dass er in Nürnberg seinen Wohnsitz hat oder dass die verstorbene Oma, deren Wohnung man gerade auflöst, hier gelebt hat, muss unverrichteter Dinge von dannen ziehen.
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"Am Samstag haben die Kollegen allein in der Haeberleinstraße 20 Leute aus dem Umland wieder weggeschickt." Nicht immer zeigten die Abgewiesenen Verständnis, so Kochlowski. "Wir werden dann schon barsch angefahren, warum wir nicht solidarisch sind." Andere versuchen, mit kreativen Ausreden durchzukommen: "Einer sagte, er komme aus Fürth, sei aber gerade in der Nähe von unserem Wertstoffhof und wolle die Umwelt nicht noch mehr belasten, indem er noch woandershin fahren muss."
Kochlowski kann die Haltung mancher kleiner Gemeinden verstehen: "Wenn ich auf einem dörflichen Hof das Personal nicht habe, um die Abstandsregeln einzuhalten, kann ich nicht aufmachen", sagt er. "Ich bin aber natürlich froh über den Nürnberger Weg, weil ich meine Mitarbeiter nicht in Kurzarbeit schicken muss."
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