Digital und komfortabel: Das können Nürnbergs neue U-Bahn-Züge

Anabel Schaffer

24.10.2019, 17:56 Uhr

Insgesamt bekommt Nürnberg in den kommenden Jahren 34 neue U-Bahn-Züge. Der Hersteller Siemens Mobility liefert sie aktuell aus – in der U-Bahn-Wagenwerkstatt der VAG werden sie in Betrieb genommen. 2007 hatte die Linie U1 nach stetem Ausbau mit dem Bahnhof Fürth ihre vorläufige Endstation erreicht – seitdem pendeln Doppeltriebwagen der Baureihe DT1 auf der 18,5 Kilometer langen Strecke. Nun sollen sie nach einer Laufleistung von bis zu 3,5 Millionen Kilometern von 21 Zügen des neuen Fahrzeug-Typs G1 abgelöst werden. "In Spitzenzeiten fahren pro Tag 440.000 Menschen mit der U-Bahn, über 50 Prozent davon auf der U1", erklärt Josef Hasler, Vorstandsvorsitzender der VAG.

Die VAG investiert insgesamt 263,2 Millionen Euro in die 34 Fahrzeuge. 64,1 Millionen sind durch Zuschüsse gedeckt; der Freistaat beteiligt sich mit gut 26 Prozent der Gesamtkosten, höher als ursprünglich in Aussicht gestellt. Hasler freut's: "Wir können diese Investitionen nicht ohne nennenswerte öffentliche Förderung stemmen." Das ganze sei "ein Kraftakt, zumal wir gleichzeitig in anderen Bereichen – wie in Straßenbahnen, E-Busse und insgesamt in die Infrastruktur – kräftig investieren müssen."

Was aber ist nun das Besondere am neuen Zug? Rein äußerlich: ein neues, flottes Design, auffällig große Fenster und ein markant-hübscher Kopf – selbstverständlich mit dem Nürnberger Königskopfadler in der Mitte. Im Innenraum fällt das fröhliche Rot der VAG auf den Bezügen der Sitze auf, umgeben von angenehmen Grautönen. Nichts bremst hier mehr das Verlangen der Fahrgäste nach Raumwirkung: Der G1 ist nicht nur durchgängig begehbar; sogenannte Multifunktionsflächen – etwa für Kinderwagen, Rollstühle, Fahrräder oder Koffer und auch die in den Kopfwagen längs angeordneten Sitze ermöglichen mehr Bewegungsfreiheit. Durch die neue Raumaufteilung bietet der G1 128 Sitz- und 476 Stehplätze.

Darüber hinaus darf sich der Fahrgast auf eine ganzjährig aktive Klimatisierung freuen (erstmals für einen U-Bahn-Zug in Nürnberg Standard) und auf verbesserte Fahrgastinformationen (Bildschirme zeigen u.a. den Streckenverlauf, Umsteigebeziehungen in Echtzeit, Infos zu Fahrtausfällen oder Umleitungen). Videokameras (die Bilder werden beim Fahrerstand angezeigt) oder auch die direkte Verbindung zum Fahrer, wenn der Notruf gedrückt wird, sorgen für Sicherheit.

Diese Bilder aus dem November 2018 zeigen Einblicke in die Werkstatt in Wien, wo die Züge gefertigt wurden:

Breitere Doppeltüren, ein Ampelkonzept an den Türen (LED-Lichtbänder signalisieren mit Grün und Rot, wann etwa eingestiegen werden kann) und auch der Schiebetritt (überbrückt den Spalt zwischen Fahrzeug und Bahnsteigkante) erleichtert das Ein- und Aussteigen.

"Recht viel mehr an digitalen Systemen, die hier verbaut sind, bekommt man aktuell nicht rein", verweist Bernd Meier-Alt, Projektleiter des G1, auf die weltweit hervorragende Stellung des Zuges. "Allerdings ist er mit 76 Metern im weltweiten Vergleich ein eher kürzerer Zug. Das hängt von den jeweiligen Bahnsteiglängen vor Ort ab – bei uns hier sind es 90 Meter."

Recyclingfähig ist der G1 zu beeindruckenden 95 Prozent, außerdem ist das neue Schmuckstück der VAG Franke durch und durch: "Ein Großteil der elektrotechnischen Antriebskomponente, die Steuerung der Spaltüberbrückung, die Leittechnik und auch das Projektteam kommen aus dem Großraum Nürnberg", verkündet Sabrina Soussan, CEO von Siemens Mobility mit Stolz. "Das ist gelebte lokale Wertschöpfung, die in der Region hoch qualifizierte Arbeitsplätze schafft."

Am Samstag, 26. Oktober, stellt die VAG erstmals die neue U-Bahn vom Typ G1 der Öffentlichkeit vor. Von 12 bis 17 Uhr sind interessierte Bürger eingeladen, sich das neue Schmuckstück der VAG, das im zweiten Quartal 2020 auf der Linie U1 für den Personenverkehr bereit stehen soll, aus der Nähe zu betrachten. Bei der besonderen Fahrzeugschau am Scharfreiterring erläutern VAG-Mitarbeiter die vielen Details des 76 Meter langen U-Bahn-Zugs, der von vorne bis hinten durchgängig begehbar ist. Die Gäste erwartet ein Rahmenprogramm für alle Generationen.

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