Erster Lockdown-Ansturm in Nürnberg: So voll war die Innenstadt
14.12.2020, 15:26 UhrDie alljährliche Weihnachts-Panik bricht eigentlich erst Tage, manchmal sogar erst Stunden vor dem Fest aus. Das Geschenk für die Mutter fehlt noch, die Zutaten für das Menü an Heiligabend sind nicht komplett - mancher kommt sogar erst am 23. Dezember auf die Idee, sich seinen Weihnachtsbaum zu besorgen. Der harte Lockdown in Deutschland verändert auch das Konsumverhalten zwangsläufig, denn bereits am Mittwoch muss der Einzelhandel schließen. Für Einkäufe in der Innenstadt bleibt nicht mehr viel Zeit.
Schon am Montagmorgen trugen erste Nürnberger dicke Taschen durch die Breite Gasse. Vor Bekleidungsgeschäften und Banken bildeten sich teils Hunderte Meter lange Schlangen. Der Einzelhandel ist vorbereitet, mit Bändern sperren sie die Türen ab, Aufkleber auf dem Boden markieren Abstände - und überall herrscht strikte Maskenpflicht. Etwas Gedränge können aber auch all diese Maßnahmen nicht komplett verhindern.
"Wir sind Herr der Lage"
Auch die Baumärkte müssen schließen. Branchenexperten erwarteten - wie im Frühjahr, als Deutschland erstmals in den Komplett-Lockdown ging - einen Ansturm. Der aber blieb aus. Bislang zumindest. "Für einen Montag ist es schon ein bisschen mehr als sonst, aber es geht noch", sagt etwa eine Mitarbeiterin in einem Obi-Markt auf Nachfrage. Auch Pflanzen Kölle sei "Herr der Lage", heißt es aus dem Unternehmen. Dort wird streng überwacht, wer den Laden betritt. Kunden werden gezählt, um zu lange Schlangen an den Kassen zu verhindern.
"After rain comes sunshine, after 2020 comes 2021", hängt im Schaufenster einer Modeboutique in der Kaiserstraße. Nach Regen kommt Sonne, nach 2020 kommt 2021 – mit der Hoffnung auf bessere Zeiten verabschiedet sich der Einzelhandel in die Corona-Zwangspause. Vereinzelt mussten Kunden in Schlangen auf den Einlass warten. Auffallend die drastischen Preisnachlässe von bis zu 50 Prozent aufs gesamte Sortiment, womit viele Ladenketten – aber zum Beispiel auch der Verkaufsstand eines Lebkuchenbäckers - den Absatz in letzter Minute beschleunigen wollen.
Ähnlich sieht es im Buchhandel aus. Bei Jakob in der Nürnberger Fußgängerzone stehen die Menschen Schlange. "Es ist sehr viel los, wie an einem langen Samstag", sagt Geschäftsführer Thomas Kistner. "Auch wenn die Leute mit einem harten Lockdown gerechnet haben, sind sie nun doch überrascht, dass es so schnell geht."
"Das Weihnachtsgeschäft ist gelaufen"
Das Telefon klingelt nonstop, das Weihnachtsgeschäft brummt. Noch. Wie bereits beim ersten Lockdown sind ab Dienstag wieder Fahrradkuriere im Einsatz, die innerhalb des Stadtrings kostenlos über die Homepage bestellte Bücher ausliefern. Nicht nur die Mitarbeiter, auch der Chef persönlich ist mit von der Radelpartie. Dieses Angebot sei damals sehr gut angenommen worden. Allerdings: "Normalerweise ist die Woche vor Weihnachten die beste des Jahres, das können die Fahrradkuriere nicht wettmachen."
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Trotz der guten Geschäfte vor dem Lockdown stehen die Einzelhändler unter Druck. Die ersten Adventswochenenden liefen im Vergleich zu den Vorjahren schlecht, die Umsätze brechen ein. "Das Weihnachtsgeschäft ist gelaufen", sagte etwa Bernd Ohlmann, Geschäftsführer des Handelsverbands in Bayern der Deutschen Presse-Agentur. Gut 150 Millionen Euro dürften dem stationären Einzelhandel am Ende fehlen, so der Branchenvertreter, der "keinen Massenansturm" bis zum Lockdown erwartet.