Fahrradfreundliches Nürnberg: Aktivisten suchen Unterstützer

7.12.2019, 05:57 Uhr
Eine Engelsfahrt veranstalteten Aktivisten am Weltgedenktag der Straßenverkehrsopfer: Auch in Nürnberg ist es an einigen Stellen für Radfahrer gefährlich. Ein Radentscheid soll nun den Bürgerwillen zeigen.

© Monika Skolimowska (dpa) Eine Engelsfahrt veranstalteten Aktivisten am Weltgedenktag der Straßenverkehrsopfer: Auch in Nürnberg ist es an einigen Stellen für Radfahrer gefährlich. Ein Radentscheid soll nun den Bürgerwillen zeigen.

"Es geht uns um die Sicherheit aller", sagt Markus Stipp, der sich als "Radlbotschafter" gemeinsam mit seinen Mitstreitern für den Radentscheid engagiert. "Wir möchten, dass der Raum gerecht verteilt wird zwischen Fußgängern, Radfahrern und Autofahrern."

Als die Initiative zu ihrer ersten Informationsveranstaltung im Oktober eingeladen hatte, sind fast 200 Menschen gekommen. Das Interesse an dem Thema ist enorm. Viele Unterstützer sind derzeit in Arbeitskreisen aktiv, viele Puzzleteile gilt es zu erarbeiten, so Stipp. "Ich glaube, wir stehen vor einem unglaublichen Mobilitätswandel", fügt er hinzu. "Es kommen neue Verkehrsteilnehmer hinzu. Elektrobusse, Scooter und mehr. Jeder braucht seinen Mobilitätskorridor."

Fahrradfahrer brauchen ein eigenes Netz

Die Stadt hat den Etat für den Radverkehr aufgestockt. Derzeit liegt er bei rund 3,5 Millionen Euro. Bis 2023 solle er in Stufen auf zehn Millionen Euro erhöht werden: 2021 sind fünf Millionen Euro für den Radwegeausbau vorgesehen, 2022 dann sieben Millionen Euro und 2023 schließlich zehn Millionen Euro.

"Prinzipiell begrüßen wir, dass die Stadt zum Beispiel Fahrradstraßen einführt", sagt Stipp. "Es gibt gute Ansätze." Die Parteien hätten viel Geld versprochen, aber der Bereich müsse auch personell aufgestockt werden, findet er. Was Stipp an der Diskussion stört: "Es ist immer vom Lückenschluss die Rede. Aber es muss darum gehen, ein eigenes Netz für die Fahrradfahrer zu schaffen." Die Niederlande seien auf dem Gebiet vorbildlich. "Was wir haben, ist zu eng. Es fehlt an Sicherheit."

Im Endergebnis führe eine klimaneutrale Mobilität auch zu einer lebenswerteren Stadt, sagt Stipp. "Es werden Räume frei für spielende Kinder, für neue Plätze." Auch die Fußgänger haben die Aktivisten im Blick. "Jeder legt Wege zu Fuß zurück." Natürlich müssten sich die Radfahrer auch mal zurücknehmen. "Eine Entlastung für alle wäre, wenn die Wege voneinander getrennt würden."

Sicherheit steht an erster Stelle

Rund 50 Aktive arbeiten derzeit als Radlbotschafter zusammen. Der
Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) gehört mit zu den Unterstützern, Bluepingu und der Verkehrsclub Deutschland (VCD). "Es sind viele Leute dabei, die uns berichten, dass sie sich zum ersten Mal so stark engagieren." Derzeit werden in den Arbeitskreisen Forderungen formuliert und konkretisiert. "Unser Ziel ist, die Bedürfnisse einer breiten Bürgerschaft abzubilden", sagt Stipp. Und über allem stehe das Thema Sicherheit.


Warum Radfahren in Nürnberg gefährlich ist


Um die Sicherheit der Radler geht es auch der Politik. Nasser Ahmed und Thorsten Brehm von der SPD-Stadtratsfraktion plädieren für ein Modellprojekt mit geschützten Radstreifen – sogenannten protected bike lanes. Denn leider würden Radwege häufig "rücksichtslos zugeparkt", schreiben die beiden in einem Antrag an die Stadtverwaltung. "Radfahrer müssen dann in gefährlichen Manövern ausweichen." Aus Sicht der SPD sollten Radwege, dort wo es räumlich geht, vom Pkw- und Lkw-Verkehr getrennt werden – und zwar mit Hilfe von Barrieren. "Diese Abtrennung darf aber nicht auf Kosten der Fußgänger und Grünstreifen gehen."

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