Fotoaufnahme und gerissenes Reh: Ist ein Wolf in Nürnberg unterwegs?
23.12.2020, 05:55 UhrDie Fotofalle unter der Gründlach-Brücke der A3 nimmt normalerweise Wildschweine auf, die diese Strecke regelmäßig passieren. Nun löste die Kamera der Fotofalle erneut aus. Zu sehen ist diesmal aber etwas anderes, nämlich ein deutlich schlankeres Tier, das aussieht wie ein Wolf. Klaus Lederer ist Jäger aus Großgründlach und relativ sicher, dass es auch einer ist.
"Dadurch, dass da immer die Wildschweine fotografiert werden, können wir das Stockmaß gut einschätzen", sagt Lederer. Er schätzt das Tier auf eine Höhe von über 70 Zentimetern. "Größer als so mancher Schäferhund", sagt er. Das Bild sei mitten in der Nacht aufgenommen worden.
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Das Revier, in dem sich das Tier aufgehalten hat, wird eigentlich von Robert Zoubek bejagt. Die beiden Jäger sind befreundet und haben sich über den Vorfall intensiv ausgetauscht.
Bei der Bundesstraße 4 Richtung Reutles hat Zoubek außerdem nach dem Hinweis eines Passanten ein gerissenes Reh entdeckt. Die Bilder des Kadavers sind zu drastisch, als dass man sie den Lesern in der Zeitung oder im Internet einfach so zeigen könnte. Zu sehen ist ein Reh, dem der komplette Bauchraum weggerissen wurde. Die Rissspuren zeigen die Form eines ziemlich glatten Halbkreises.
Neben dem Kadaver fand Jäger Robert Zoubeck außerdem Spuren von großen Pfoten. Die Jäger hätten ihre Beobachtungen bereits dem Landschaftspflegeverband Nürnberg gemeldet. Streift also bei Nürnberg tatsächlich ein Wolf durch die Gegend?
"Perfekter Riss"
Neben den Spuren, dem Reh und der Kameraaufnahme hätte es noch ein weiteres Anzeichen dafür gegeben. "Die Rehe haben sich nach dieser Sache erst mal nicht mehr aus dem Wald getraut," so Klaus Lederer. Ungewöhnlich wäre eine Wolfsichtung nicht, in Bayern kommt das mittlerweile immer wieder vor.
Das Bildmaterial wurde Hans Flurer, einem Zootierpfleger im Vorruhestand, gezeigt. "So ein perfekter Riss, das hat schon Übung. Das Tier weiß wie es geht," sagt der Fachmann zu dem Bild des toten Rehs. Er sei sich zu "99 Prozent sicher", dass auf dem Schnappschuss der Fotofalle ein Wolf zu erkennen ist.
"Das Bild ist zwar unscharf, aber die Körperhaltung, die Farbverteilung, die Uhrzeit... Es wäre ungewöhnlich, wenn das ein Hund wäre." Bilder können eine Wolfssichtung allerdings nie sicher bestätigen. Man müsste Speichelproben am gerissenen Reh nehmen und diese zwecks einer Gen-Analyse ins Labor schicken. Deshalb sagt auch Hans Flurer: "Eine Garantie gibt es von mir nicht."
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