"Boycott Qatar 2022"
Gegen die WM in Katar: Nürnberger Brauerei braut Protest-Bier
6.10.2022, 11:19 UhrWenn am 20. November in Katar erstmals der Ball rollt, wird das nicht ohne Zwischentöne über die Bühne gehen. Seit Jahren schwelt die Debatte um die Fußball-Weltmeisterschaft in dem Wüstenstaat, der etwa laut Amnesty International alles andere als frei und liberal ist. Viele Tausend Menschen starben bei den Bauarbeiten für die Stadien, Minderheiten werden unterdrückt, Haushaltskräfte versklavt, kritisieren Menschenrechtsorganisationen. Und trotzdem: Die Spiele finden diesen Winter statt.
Die Nürnberger Brauerei Orca Brau will das nicht kritiklos hinnehmen. Sie hat sich dem Aufruf "Boycott Qatar 2022" angeschlossen, einer Organisation, die die Weltmeisterschaft mit allen Mitteln boykottieren will. Public Viewings sollen gemieden werden, Produkte von Sponsoren ebenso. Das Motto der Initiative: Nikolaus statt Adidas, Pfefferkuchen statt Fifa.
Bier ist "eingebraut und im Tank"
Auch Orca Brau kritisiert die Spiele in Katar. "Wir sind ja eine Brauerei und keine Gastronomie oder dergleichen", sagt Felix vom Endt, der Mann hinter dem Unternehmen. "Wir haben gar nicht die Möglichkeit die WM zu zeigen, würden es aber auch nicht tun." Trotzdem ist der Brauerei etwas eingefallen, einen Beitrag zu leisten - es soll ein Protest-Bier geben.
Die Idee entstand gemeinsam mit EDZ aus Erlangen, einer Fangruppe des 1. FC Nürnberg. "Das Bier ist letzte Woche eingebraut und im Tank", sagt vom Endt. Derzeit wird das Etikett entworfen - pünktlich zum Start der WM soll das Protest-Bier abgefüllt und in diversen Nürnberger Lokalen ausgeschenkt werden. Dazu, erklärt der Brauer, werde es viele Informationsveranstaltungen zur Lage in Katar geben. Und: Teile des Erlöses werden gespendet.
Bislang unterstützen etwa 100 Gruppen die Initiative "Boycott Qatar 2022", darunter auch viele Fußball-Fanklubs. "Es werden so viele Gebote der sportlichen und politischen Fairness verletzt, dass es uns unverantwortlich erscheint, an diesem Ereignis teilzuhaben", heißt es in einem Aufruf. Sie fordern vom DFB, der Fifa und anderen Verantwortlichen eine klare Positionierung - wollen aber nicht warten. "Wir Fußballfans sind keine Träumer", heißt es. "Noch haben die Fifa und ihre Mitgliedsverbände die Möglichkeit, ihre Entscheidung pro Katar zurückzuziehen und ein anderes Land mit der Turnieraustragung 2022 zu beauftragen. Leider ist es sehr unwahrscheinlich, dass es dazu kommt."