Grünen-Politikerin Ganserer könnte CSU in Söders Heimatstadt Wahlkreis abjagen
30.4.2021, 17:17 UhrIm Nürnberger Norden bleibt es spannend in der Frage, wer bei der Bundestagswahl 2021 das Direktmandat für sich gewinnen kann. Im Rennen sind unter anderem CSU-Abgeordneter und aktueller Mandatsträger Sebastian Brehm, die SPD-Bundestagsabgeordnete Gabriela Heinrich und die Landtagsabgeordnete Tessa Ganserer für die Grünen. Die Transgender-Politikerin könnte nun durch den "Baerbock-Hype" profitieren, der nach der Bekanntgabe der Grünen, das Annalena Baerbock für die Partei als Kanzlerkandidatin ins Rennen geschickt wird, entfacht ist und den Bundestagswahlkreis 244 Nürnberg-Nord für sich entscheiden.
Seit 2002 liegt dieser bei der CSU - erst hatte Dagmar Wöhrl das Direktmandat inne, seit 2017 Brehm. Nun könnte das sich bei der Bundestagswahl aber ändern. Wie die Bild unter Verweis auf die neuste INSA-Umfrage berichtet, liegen die Grünen aktuell vorne, womit die transidente Grünen-Politikerin und Landtagsabgeordnete Tessa Ganserer (43) eines der beiden Direktmandat in der Heimatstadt von CSU-Ministerpräsident Markus Söder gewinnen könnte.
Ganserer, die sich 2018 als Transgender geoutet hat, ist begeistert über den "Zuspruch aus der Bevölkerung für unsere Ziele", wie sie gegenüber der Bild erklärt. Dass das Stimmungsbild, welches für Ganserer äußerst positiv aussieht, aber nur eine Momentaufnahme sei, ist der 43-Jährigen zwar bewusst, aber sie gibt sich kämpferisch: "Wir werden den Wahlkampf unseres Lebens führen, um sie in Ergebnisse umzuwandeln. Wir kämpfen um Platz 1."
Tessa Ganserer: Erste transsexuelle Politikerin in Deutschland
Sollte Ganserer im Herbst tatsächlich den Sprung in den Bundestag schaffen, dürfte sicher sein, dass sie als erste transsexuelle Politikerin in Deutschland aus den circa 700 Kollegen und Kolleginnen herausstechen wird. Ganserer würde es als eine ihrer Kernaufgaben sehen, für Menschen zu kämpfen, die einen ähnlich schweren Weg gegangen sind, wie sie selbst. Aber nicht nur. "Ich hätte Lust, im Bundestag wieder an anderer Stelle eine andere inhaltliche Politik zu machen und nicht nur Betroffenenpolitik", erklärte die 43-Jährige im Juli 2020 gegenüber den Nürnberger Nachrichten und fügte an, schließlich "bin ich diplomierte Försterin."
Aktuell sitzt Ganserer noch im bayerischen Landtag und die Bewerbung um ein Bundestagsmandat soll nicht als eine Flucht aus Bayern interpretiert werden. Die Atmosphäre ist "deutlich familiärer" und Ganserer empfindet, das Klima in Bayern und im Landtag sei gut. Die Meisten haben sie als Frau akzeptiert. Sie selbst führt stellvertretend den Ausschuss für den öffentlichen Dienst. Vom ersten Tag ihres Outings an hat Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) zugesagt, sie werde sie als die Frau behandeln, die sie sei, ganz egal, was das Gesetz dazu sage. Der mögliche Schritt nach Berlin hat demnach andere Gründe. Ganserer sei "sehr oft gefragt worden, ob ich nicht nach Berlin will, dass ich doch eigentlich nach Berlin gehen müsste."
Nürnberger Direktmandat: Profitiert Ganserer vom Baerbock-Hype?
Sie hat einen langen Weg hinter sich, den neben Zuspruch aus der ganzen Welt und positiven Briefen schlägt ihr seit ihrem Outing auch Ablehnung und unverblümter Hass entgegen. Es geht sogar soweit, dass sie die schlimmsten Nachrichten an die Sicherheitsbehörden weiter gibt.
Für Beobachter erscheint es aber so, dass sie mittlerweile in ihrer Rolle, ihrem Leben angekommen ist. Nun könnte sie von dem Baerbock-Hype profitieren. In Bezug auf die Umfrage analysiert Politikwissenschaftler Heinrich Oberreuther bei der Bild, dass der Konflikt zwischen CSU und CDU verantwortlich sei für die Einbrüche bei Union. Hinzu kommt: Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock sei "eine angenehme, Konflikte nicht schürende, relativ sachlich argumentierende und sympathische Kandidatin."
Es bleibt natürlich nur eine Umfrage und kein Wahlergebnis, außerdem ist Sebastian Brehm von der CSU laut Bild "zuversichtlich, das Direktmandat zu verteidigen", aber Tessa Ganserer könnte den Coup schaffen. Ganserer könnte in den Bundestag einziehen und stünde als erste Transgender-Politikerin bundesweit im Fokus.
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