Helfer üben harsche Kritik am Nürnberger Tafel-Vorstand
14.10.2016, 07:29 UhrDie vier Ausgabestellen seien Selbstläufer und die Helfer keineswegs ausgebrannt, sondern hoch motiviert. "Wir brauchen den Vorstand nicht, um arbeiten zu können", sagt Leonore Eberle. Sie ist Gründungsmitglied der Nürnberger Tafel "und die lief 14 Jahre gut." Eberle, die wie 29 weitere Ehrenamtliche in Langwasser Lebensmittel Bedürftige ausgibt, war entsetzt, als der Vorstand zurücktrat.
"Hermann Rupprecht hat den Verein an die Wand gefahren", sagt sie. Gerda Hahn, die ebenfalls in Langwasser für die Tafel arbeitet, ergänzt: "Der Rücktritt ist nicht nachvollziehbar, der Vorgänger hat es doch auch prima auf die Reihe gekriegt." Alle Helfer stünden jetzt in den Startlöchern und warteten nur darauf, wieder für die Bedürftigen da zu sein.
"Das könnten wir auch ohne Vorstand", betont Eberle. Alle Ausgabestellen seien voll funktionstüchtig. "Die Leiter teilen ohnehin selbstständig das Personal ein, die Fahrer, die Waren von den Läden abholen, kennen ihre Touren und unser Lagerchef hält alles tipptopp in Schuss."
Selbst wenn der Vorstand wegen Überlastung nicht mehr weitermachen konnte, hätte keine Not bestanden, sofort alles hinzuschmeißen und die Ausgabe der Lebensmittel zu stoppen. "Wir hätten noch drei Wochen weitermachen können, bis ein neuer Vorstand oder eine andere Lösung gefunden ist" sagt Eberle. Die Ausgabestellen seien ohnehin "Einzelkämpfer". "Einen Rückhalt durch den Vorstand gab es nicht mehr so wie früher." Sie ist überzeugt, dass mit gemeinsamer Kraft die Lebensmittelausgabe hätte weitergehen können.
Um eine dauerhafte Umstrukturierung der Tafel geht es an diesem Freitag bei dem Treffen von Sozialamtschef Dieter Maly mit Hermann Rupprecht, Reiner Haupka vom Landesverband der Tafeln und BRK-Geschäftsführerin Brigitte Lischka. Wolfgang Tereick vom Vorstand der Stadtmission ist verhindert. "Wir können uns aber vorstellen, die Trägerschaft für die Tafel zu übernehmen", sagt er.
Im Sozialausschuss des Stadtrats wies Maly Darstellungen als "überzogen" und als "Zerrbild" zurück, wonach nun 6000 Tafelkunden "hungern" müssten. Die Grundsicherung sei zumindest für die Ernährung ausreichend. "Selbstverständlich stellen die Tafeln eine große Erleichterung dar, deshalb wollen wir sie auch erhalten", sagte Sozialreferent Reiner Prölß. Mitarbeiter der Stadt oder der Noa für eine Art Notbetrieb einzusetzen, wie es der Linken im Stadtrat vorschwebt, komme jedoch nicht in Frage.
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