Hilfe für Obdachlose: Nürnberg bekommt neue Notschlafstelle

Wolfgang Heilig-Achneck

Lokalredaktion

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4.10.2020, 13:36 Uhr

Bereits seit zehn Jahren wird die Wärmestube an der Köhnstraße immer stärker beansprucht. So stieg die Anzahl der ausgegebenen Essen von rund 40.000 auf 53.000. Unter Sicherheitsaspekten musste zuletzt der Betrieb in Schichten stattfinden, da die große Anzahl der hilfebedürftigen Menschen nur so zu bewältigen war. Schon vor vier Jahren schlugen die Stadtmission und die Caritas deshalb Alarm und wiesen auf die Notwendigkeit einer Erweiterung hin. Ihnen schwebte etwa eine Ausdehnung auf das benachbarte, von Sör genutzte Grundstück vor - was sich aber offenkundig nicht realisieren ließ.


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Aktuell sind bei der Wärmestube rund 250 wohnungs- und obdachlose Menschen als regelmäßige Nutzer registriert. Die Corona-Pandemie zwingt jedoch zu erheblichen Einschränkungen: Täglich finden nur 80 Personen Einlass für jeweils ein paar Stunden. Aber selbst bei einer Lockerung der Infektionsschutzauflagen wird die Kapazität nicht mehr ausreichen. Längst an ihre Grenzen gestoßen ist auch die Straßenambulanz Franz von Assisi in St. Ludwig in Gibitzenhof. Und der Tagestreff „Oase“ der Heilsarmee hat weiterhin auf unbestimmte Zeit geschlossen.

In der Möglichkeit, in der Liegenschaft Dianastr. einen Tagesaufenthalt zu schaffen, sieht das Sozialamt eine große Chance, eine Entlastung der Wärmestube und der übrigen Angebote zum Tagesaufenthalt zu erreichen und dem Bedarf einigermaßen gerecht zu werden. Vorgesehen ist eine gemeinsame Leitung: In Kombination mit der Wärmestube lassen sich beispielsweise der Personaleinsatz, die Essensversorgung und die ergänzenden Beratungsangebote effizienter organisieren.


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Dabei ist das Angebot der „Diana-Stube“ - offizieller Start soll im Mai 2021 sein - vor allem an sogenannte Notschläfer, insbesondere Osteuropäer ohne Zugang zum Sozialsystem, die sich sonst ihr Plätzchen in Grünanlagen oder sonst irgendwo im Freien suchen würden. Als unerlässlich gilt, neben Essen auch Möglichkeiten zum Duschen und Wäschewaschen sowie gebrauchte Kleidung anzubieten. Erfahrungen haben gezeigt, dass sie über den Tagestreff auch Beratung annehmen - erst recht, wenn sie in ihrer Sprache angeboten wird.


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Die künftige neue Notschlafstelle soll das ganze Jahr über jeweils von 18 bis 9 Uhr geöffnet sein. Bis zu 80 Personen sollen sich Zimmer unterschiedlicher Größe teilen, im Winter sollen weitere 25 Plätze dazukommen. Damit ersetzt die Herberge die bisherige Notschlafstelle im Tucherbräu am Opernhaus, in dem inzwischen die Generalsanierung läuft. Auch eine weitere Notschlafstelle in der Hessestraße ist nur als Zwischenlösung gedacht. Die dadurch eingesparten Kosten drücken die veranschlagten Ausgaben für die Diana-Herberge von jährlich rund 930.000 Euro um gut 100.000 Euro.


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Neben den üblichen Sanitäreinrichtungen und einer Kochzeile ist auch hier ein Angebot sozialer Beratung vorgesehen. Unerlässlich ist die Betreuung durch einen Sicherheitsdienst. Grünes Licht für die Pläne sollen die Stadträte im nächsten Sozialausschuss geben.

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