Kampf gegen Müll: Diese App soll Nürnberg sauber machen
10.1.2020, 05:49 UhrWilder Sperrmüll, Stolperfallen auf dem Gehsteig oder eine kaputte Straßenlaterne – Probleme wie diese können Nürnberger künftig per Smartphone an die Stadtverwaltung melden. Der Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) hat ein digitales "Anliegenmanagement" entwickelt, das sowohl auf Mobilgeräten als auch auf dem PC laufen soll. Am 3. Februar soll der Dienst ans Netz gehen. Die Programmierung liegt in den letzten Zügen, erst nach Abschluss gibt SÖR die Internetadresse bekannt.
Die Bearbeitung von Bürgeranliegen beschäftigt schon heute ganze Abteilungen bei Sör. 25.000 Anrufe laufen jährlich bei der Telefon-Hotline auf, dazu kommen Briefe und E-Mails. Hauptthema, bei dem reihenweise Leute rotsehen, ist der Müll, sei es in überquellenden Papierkörben oder illegalen Lagern. 23.975 Meldungen über wilde Müllkippen in der Stadt seien 2019 eingegangen, 724 Tonnen Abfall dabei entsorgt worden – Tendenz steigend, sagte Bürgermeister und SÖR-Werkleiter Christian Vogel bei der Vorstellung des Projekts.
Der neue Online-Dienst soll nicht auf Schmutz beschränkt sein. Er bietet sich auch für Straßenschäden, Lampen, Verkehrsschilder und Ampeln, Stadtgrün, Spielplätze, Sitzbänke und den Winterdienst an. Eine "Mängel-App" ist für Vogel daher die treffendste Bezeichnung. Der SPD-Bürgermeister ist stolz, damit einen seit Jahren kursierenden Wunsch der Stadträte umzusetzen. Obwohl mehrere Fraktionen eine SÖR-App öfter vorgeschlagen hatten, habe der bis 2017 amtierende Organisationsreferent Wolfgang Köhler (CSU) das Thema leider ausgesessen.
Der digitale Mängel-Melder ist keine mobile App zum Herunterladen. Das Programm läuft vielmehr als Web-Anwendung, wenn man die Seite aufruft. Wer etwas eingeben möchte, muss seinen Namen und seine Telefonnummer angeben, erläutert André Sadlo, der das Projekt bei SÖR betreut. Handyfotos lassen sich anhängen. Über eine Vorgangsnummer kann der Anwender die Bearbeitung verfolgen. Die Standorterkennung im Handy zu aktivieren, erleichtere die Ortsangabe, sei aber kein Muss. Die Nutzerdaten würden nach einer Bearbeitungsfrist anonymisiert.
Erledigung "möglichst schnell"
Christian Vogel erwartet durch das neue Angebot mehr Arbeitsaufkommen: "Die Kontaktaufnahme wird bequemer." Der Servicebetrieb hat deshalb drei Stellen hinzubekommen. Zusätzlich werden vier Mitarbeiter der städtischen Beschäftigungsgesellschaft Noris Arbeit die Anliegen abarbeiten. Kostenpunkt: schätzungsweise 180 000 Euro jährlich. Einen Teil davon kann die Stadt Nürnberg durch die Müllgebühren decken.
Eine Garantie, in welcher Frist die Bürgeranliegen erledigt werden, bietet die App allerdings nicht. "Schnell", versichern Vogel und Sadlo nur. Wie bisher würden die städtischen Müll- und Straßenteams nach Dringlichkeit ausrücken: zuerst bei Gefahrenstellen, bei komplexen Reparaturen könne die Abwicklung dagegen einige Tage dauern. Und wenn sich beispielsweise bei einer Schmuddelecke herausstelle, dass dort die nächste turnusmäßige Reinigung bevorstehe, schicke man keinen Sondertrupp. Vogel bittet da ums rechte Maß. "Zigarettenkippen mögen ärgerlich sein, aber man muss die Kirche im Dorf lassen."
Die zunehmende Vermüllung des öffentlichen Raums macht den für Sauberkeit zuständigen Bürgermeister regelmäßig zornig. "Menschen erachten es immer mehr als Selbstverständlichkeit, dass jemand anderes es wegräumt." Dabei biete wohl keine Stadt so viele kostenlose Entsorgungsmöglichkeiten wie Nürnberg. "Ich wünsche mir Fairness."
Sör nimmt auch per Telefon 0911 2 31 76 37 und im Internet auf www.soer.nuernberg.de Meldungen an.
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