Die Karstadt-Filiale im Franken-Center ist ebenfalls vor der Schließung bewahrt worden. Das teilte das bayerische Wirtschaftsministerium am Freitag mit. "Damit sind mehrere hundert Arbeitsplätze gerettet - das ist eine gute Nachricht für die Beschäftigten", sagte der Verdi-Verhandlungsführer Orhan Akman.
Seit Mitte Juni bangten die Mitarbeiter der Karstadt-Filialen in Nürnberg um ihre Arbeitsplätze. Noch 50 Filialen in Deutschland droht das Aus. Doch während die Karstadt-Mitarbeiter an der Lorenzkirche bereits aufatmen durften, gab es zunächst kein grünes Licht für Langwasser. Die 79 Mitarbeiter der Filiale in Langwasser kämpften weiter um ihren Arbeitsplatz:
Am Freitagvormittag quittierten die Mitarbeiter der Filiale die Rettung ihrer Arbeitsplätze mit Applaus. Bei einer Betriebsversammlung machten Oberbürgermeister Marcus König und Reinhard Haas, Leiter Immobilien und Logistik der Galeria Karstadt Kaufhof den Erhalt der beiden Häuser offiziell. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger betonte vor Ort, dass der Standort nun wieder eine Zukunft habe. Details zur Rettung des Geschäfts sind noch nicht bekannt.
Große Erleichterungen und Tränen in Langwasser
Die Inhalte des ausgehandelten Rettungs-Deals kannten die Karstadt-Betriebsratsvertreter erst einmal nicht, als sie am Mittag in einem Pressegespräch ihre Erleichterung kundtaten. "Wir haben uns alle umarmt, geweint und uns einfach nur gefreut", sagte Katharina Lorenz, die Betriebsratsvorsitzende in Langwasser. "Heute ist nicht der schwarze, sondern der goldene Freitag." Die Mitarbeiter seien am Freitagmorgen bei Betreten der Filiale von der guten Nachricht überrascht worden. Noch am Tag zuvor hatten die Betriebsräte öffentlich ihren Frust über die zähen Verhandlungen geäußert. In der kommenden Woche wäre es an die Kündigungen und Aufhebungsverträge gegangen.
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Jaana Hampel, Gewerkschaftssekretärin für den Handel bei Verdi Mittelfranken, konnte gar ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. "Wir haben vier Wochen gekämpft wie die Berserker", sagte sie. Es sei "der Hammer" gewesen, was die drohenden Schließungen mit der Belegschaft und deren Familien gemacht hätten. "Wir waren auch Seelsorger. Da hängt halt mehr dran als nur ein Job."
Der enge, sehr sichtbare Schulterschluss zwischen Stadtspitze, Belegschaft und Gewerkschaft habe aus ihrer Sicht den Ausschlag für die Rettung gegeben, sagten Jaana Hampel und Thomas Vieweg, der Betriebsratschef der Karstadt-Filiale Nürnberg-Lorenzkirche, die vor zwei Wochen den Rettungsbescheid erhalten hatte. "Dieses gemeinsame Vorgehen hatte Vorbildcharakter." Auch die Unterstützung durch Kunden über Unterschriftenlisten habe den öffentlichen Druck erfolgreich erhöht, meinte Katharina Lorenz.
Dieser "Nürnberger Weg" habe sich im Fall von Karstadt ausgezahlt, freute sich Norbert Feulner vom Deutschen Gewerkschaftsbund. "Das Beispiel zeigt, dass Widerstand und Protest von Beschäftigten und Gewerkschaften offenbar notwendig sind, um dieser Wirtschaftsordnung ein menschliches Antlitz zu geben." Die Arbeitnehmervertreter blicken aber auch kritisch in die Zukunft. Es sei noch offen, ob die Führung von Galeria Karstadt Kaufhof die Ideen der Mitarbeiter für neue Warenhauskonzepte ernst nehme, so Feulner.
Auch Ministerpräsident Markus Söder freute sich sehr, dass nun nach dem Innenstadt-Karstadt auch das Haus in Langwasser gerettet ist: "Das ist ein voller Erfolg für Nürnberg. Man hat sehr professionell und erfolgreich verhandelt. Auch Oberbürgermeister Marcus König hat dabei als gelernter Banker erfolgreich mitgewirkt. Die Entscheidung ist nicht nur für die Mitarbeiter und Kunden eine sehr gute Nachricht. Auch die Stadt profitiert davon, wenn sie nun das düstere Untergeschoss bei Karstadt an der Lorenzkirche neu macht."
Karstadt und die Stadt Nürnberg: Eine ewige Sanierungs-Debatte
Marcus König zeigte sich ebenfalls sehr erleichtert, dass die Schließung abgewendet ist: "Die beiden Karstadt-Häuser und der dazugehörige Kaufhof - das Triple also - bleibt Nürnberg erhalten. Das konstruktive Miteinander von Gewerkschaften, Betriebsräten, Geschäftsleitung und Eigentümern hat zum Erfolg geführt. Das Beispiel zeigt auch, dass Politik etwas bewegen kann. Mich freut besonders, dass die über 600 Familien der Beschäftigten nun eine Zukunft haben."
Dieser Artikel wurde um 14.36 Uhr aktualisiert.