Kaum Carsharing, viel Feinstaub: Greenpeace rüffelt Nürnberg

Andreas Franke

Leiter der Lokalredaktion

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23.3.2017, 05:58 Uhr
Den Ausbau des Frankenschnellwegs beschreibt Greenpeace als "Idee aus vergangenen Zeiten, in denen das Auto noch das Maß aller Dinge war."

© Stefan Hippel Den Ausbau des Frankenschnellwegs beschreibt Greenpeace als "Idee aus vergangenen Zeiten, in denen das Auto noch das Maß aller Dinge war."

Die Umweltorganisation hat ein Stadtplanungsbüro damit beauftragt, die Verkehrsangebote in den 14 größten Städten unter die Lupe zu nehmen. Am Donnerstag werden die Ergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt. Nordbayern.de liegt das Städteranking bereits vor. Danach belegt Nürnberg den neunten Rang und hat mit gut 16 von 30 möglichen Punkten gerade einmal etwas mehr als die Hälfte erreicht. Spitzenreiter ist Berlin.

"Das Ergebnis des Rankings ist ernüchternd", heißt es im Fazit. "Noch immer ist das eigene Auto das Maß der städtischen Verkehrsplanung." Trotz des steigenden Handlungsdrucks gehe keine Stadt die Herausforderungen konsequent an. "Noch keine der untersuchten Städte macht es ihren Bewohnern leicht, ohne eigenes Auto auszukommen", sagt Daniel Moser, Verkehrsexperte von Greenpeace.

Nürnbergs Platzierung liege vor allem daran, dass die Infrastruktur noch immer den motorisierten Individualverkehr fördere. Nürnberg beweise "Offenheit für alternative Mobilitätsformen und umweltschonende Entwicklungen, wenn es um den öffentlichen Nahverkehr geht". Doch es müssten noch sehr viel mehr Alternativen zum Individualverkehr geschaffen werden.

Beim Carsharing schneidet Nürnberg in dem Verkehrsranking am schlechtesten ab. Das Verhältnis von Sharing-Fahrzeug pro 1000 Einwohnern beträgt 0,09. Am besten ist das Verhältnis in Stuttgart mit 0,64 (Freiburg, das als Best-Practice-Beispiel außer Konkurrenz gewertet wurde, weist ein Verhältnis von 1,1 auf). Die Stadt sollte endlich nachziehen - und die Carsharing-Flotte am besten von Beginn an mit Elektroantrieb ausstatten, fordert die Umweltorganisation. Mit neuen Mobilitätsstationen will die Stadt das Angebot ausbauen. Dafür gibt es in kaum einer Stadt so viele Leihfahrräder - auch wenn die Zukunft ungewiss ist.

Ein Thema ist zudem die dicke Luft: Greenpeace wirft der Stadt "fehlenden Ehrgeiz zur Luftverbesserung" vor. Nürnberg gerate mit seinen schlechten Feinstaub- und Stickoxidwerten in Zugzwang.

Den Ausbau des Frankenschnellwegs sieht Greenpeace anders als die Stadt nicht als Verbesserung. "Dies ist eine Idee aus vergangenen Zeiten, in denen das Auto noch das Maß aller Dinge war." Nürnberg müsse endlich eine Antwort auf die drängenden Verkehrsfragen geben. Nötig seien in allen Städten mutige und innovative neue Verkehrskonzepte, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren, nicht an denen der Autos. Städtischer Raum sei zu kostbar, um einen Großteil davon einem ineffizienten Verkehrsträger zu widmen.

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